Psalm 23 in Mundart

Gast

Psalmen in Mundart finde ich ganz witzig.

Aber ein Psalm soll eigentlich nicht zum totlachen sein, sondern nachdenklich stimmen.
Was meinen die Kirchenvertreter dazu?

 

Psalm 23 - Übersetzung auf schwäbisch - herrlich
1 Dr Papa nemmt me, i han älles.
2 Auf seinera Waldwies kaa e veschpra,
an seim Bächle ausgruaba.
3 Wohl isch mr s bei am,
der leßt sich net lompa
ond zoigt mr d schenschte Weg , wo r kennt.
4 Au wenn s amòòl rabaschwarz om me isch,
brauch e koi Angst han, du bisch ja bei mr,
dei bäramäßiga Ruah macht me stark.
5 Du gibsch mr s Floisch ond s Brot,
älle meine Neidhammel zom Bossa,
du fihrsch me ens Bad für d Gäscht zom Hend
wäscha,
ond äll Òòbend han e mei Bier,
net bloß zwoi Flascha!
6 S Leba lang spür e: so isch guat,
du lesch me net falla,
bei dir derf e drhoim sei mei Leba lang.

Lieber Gast,

ich kann Ihnen freilich nicht sagen, was „die Kirchenvertreter“ dazu sagen, denn es gibt mit Sicherheit keine einheitliche Meinung zu solchen mundartlichen Psalmen. Gern will ich Ihnen aber meine Meinung schildern: In der evangelischen Kirche hat das Übersetzen der Bibel ja eine sehr gute Tradition. Es ist das Bemühen darum, den biblischen Text immer wieder zugänglich zu machen. Die Bibel will und soll gelesen werden. Darum ist die Bibel bei uns immer wieder ins Deutsche übersetzt worden.

Für viele Menschen ist weniger das Deutsche als vielmehr ihre Mundart die Muttersprache, in der sie sich zu Hause fühlen. Das schafft auch eine gewisse Geborgenheit. Und darum geht es doch bei Psalm 23, nicht wahr? Sich in Gott geborgen fühlen. Ich empfinde die schwäbische Übersetzung gar nicht so sehr zum Totlachen, sondern vielmehr zum Schmunzeln.

Darf ich als Nordlicht noch etwas hinzufügen? Klar, darf ich. Hier der 23. Psalm auf Plattdeutsch, wie gefunden auf den Seiten der Kirche Dithmarschen:

Quote: Gott is mi een Fründ.
Hei nimmt mi bi de Hand.
Un wo he mi hennbringt,
dat is dat reinste Botterland.
Hei gönnt mi alltieds watt Goodes.
Hei mookt mi de Toversicht fast un stark
Un schenkt mi een Barg Lebensmood.
Un denn wiest hei mi ook noch de rechte Padd.
Un wenn dat mool deep henndool geit mit mi –
Bett dorhenn, wo dat pickerdüüster is,
denn bünn ik nich alleeen.
Ik mark dat düütlich,
datt siin Hann denn över mi is.
Un siin Godigkeit steit mi an de Sied.
Hei nödigt mi jümmer weller to Disch,
wo allens op seit,
wat de Minsch ton Leven bruken deit.
Un wokeen mi dat nich gönnt,
de mutt tokieken.
Gott füllt mi de Beeker bit bobenan.
Hei is door, wo ik bünn;
Un ik kann door ook blieven,
wo hei is all mien Dag.

Einen herzlichen Gruß!
Frank Muchlinsky