...unser täglich Brotgib uns heute...

Welche Speisen sind "nötige",die wir wirklich brauchen und welche Luxus ?

Liebe/r Fragesteller/in,

die Bitte im Vaterunser um das „tägliche Brot“ mutet in der Zusammenstellung mit den anderen Bitten vergleichsweise profan an. Sie trägt dem Rechnung, dass Menschen immer schon in einem bestimmten Zusammenhang des Lebens eingebunden sind, ohne den sie nicht existieren können. Wer so betet, bekennt sich damit dazu, dass er darum weiß, immer schon auf andere Menschen und Güter angewiesen ist, ohne die Leben nicht möglich ist. Dies klingt in Ihrer Frage in dem an, was wir „wirklich brauchen“. Das Vaterunser verwendet dafür das Bild des „täglichen Brots“. Martin Luther führt dies in seiner Erläuterung dieser Bitte im Kleinen Katechismus weiter aus, indem er schreibt: „Was heißt denn tägliches Brot? Alles, was not tut für Leib und Leben, wie Essen, Trinken, Kleider, Schuh, Haus, Hof, Acker, Vieh, Geld, Gut, fromme Eheleute, fromme Kinder, fromme Gehilfen, fromme und treue Oberherren, gute Regierung, gut Wetter, Friede, Gesundheit, Zucht, Ehre, gute Freunde, getreue Nachbarn und desgleichen.“ Alles, was wir „wirklich brauchen“, ist sehr voraussetzungsreich. Wir können all dies nicht selbst herstellen. Vieles muss schon zuverlässig gelungen sein, damit wir das haben, was wir zum Leben benötigen. Dass dem so ist, darum bitten Christen und Christinnen mit der Bitte um das „tägliche Brot“. Aus dieser Haltung erwächst eine Achtung und Ehrfurcht vor allem, was (mir) gegeben ist. Dem muss nicht zwangsläufig ein asketisches Leben entsprechen, sondern ein respektvoller, nachhaltiger, dankbar-freudiger und teilender Umgang mit dem, was dem eigenen Leben gegeben ist.

 

Herzliche Grüße

Ihre Friederike Erichsen-Wendt