Eheschließung

Marianne

Sehr geehrter Herr Muchlinsky, ich bin erst heute auf Ihre Seite gestoßen und so dankbar für Ihre lebensnahen Antworten, dass auch ich Ihnen eine wichtige Frage für mich stellen möchte. Vor wenigen Wochen hat mein Partner mir einen Heiratsantrag gemacht. Er selbst ist Katholik und (zivil) geschieden, ich bin (mit 20) spätgetaufte Protestantin. Für mich ist der kirchliche Segen das Wichtigste an der Eheschließung, das Ja-Sagen zueinander vor Gott. Natürlich werden wir auch standesamtlich heiraten, aber das ist für mich eher ein "Verwaltungsakt" - mir geht es um die kirchliche Heirat. Nun leben wir in einer seeeeeehr katholischen Gegend, wo es nur eine größere evangelische Kirche gibt, in der ich ungern heiraten möchte. Blieben also, wenn wir in der Nähe bleiben würden, nur katholische Kirchen. Nun kennen wir einen katholischen Pfarrer, der ein guter Freund von uns ist und uns angeboten hat, uns sozusagen "trotzdem" zu segnen. Das heißt dann wohl nicht mehr Hochzeit nach katholischem Begriff, sondern Brautmesse, aber ehrlich gesagt, wäre das ja egal: Für mich ist der Mensch wichtig, der vor uns steht und uns den Segen Gottes quasi "übermittelt". Als große Verfechterin der Ökumene ist es mir dann auch egal, ob dieser Mensch dort vorne aus der katholischen Kirche oder der evangelischen stammt. Nun sagte man mir aber, dass es so einfach nicht sei. Kaum ein katholischer Pfarrer würde "seine" Kirche einem "fremden" Pfarrer (er arbeitet mittlerweile in Asien) zur Verfügung stellen, schon gar nicht für "so eine" Eheschließung. Dies seit auch kirchenrechtlich ein Problem. Stimmt das? Welche anderen Möglichkeiten haben wir denn? Vielen herzlichen Dank für Ihre Antwort!

Liebe Marianne, 

schön, dass Sie heiraten wollen. Das ist eigentlich eine Frage der ortsüblichen Regelungen. Meist verlangen Kirchen, die nicht die Heimatkirchen sind (nicht in der Gemeinde stehen, in der Sie Gemeindeglied) eine Gebühr für die Nutzung, In der eigenen Kirche ist Heiraten umsonst. Auch kenne ich es - erst recht aus meiner Zeit in der Diaspora - dass man sich unter den Konfessionen die Kirchen sozusagen "ausborgt". So kann in einem evang. Kirchengemeinde beispielsweise eine kath. Trauung statt finden und umgekehrt. 

Wir bewegen uns hier mit Ihrer Frage in den Regelungen des röm-kath. Eheverständnisses. Katholisch ist die Ehe ein Sakrament und die auch "nur" zivil geschlossene Ehe eines Katholiken fällt darunter. Wenn die Ehe ihres Verlobten nicht annuliert wurde (Annulieren - eine Praxis, in der röm-kath. Kirche nach Scheidung um wieder heiraten zu können), kann er nicht wieder katholisch heiraten.

Da bei uns in der evang. Kirche die Ehe kein Sakrament ist, wäre es ihm aber möglich, evangelisch zu heiraten. 

Sie planen nun die "Brautmesse".....   Es ist bei einer Brautmesse die Frage, wie sehr diese katholischen Kirchen in ihrer Nähe bereit sind, ihre Kirche her zu geben. Immerhin ist es ja ein kath. Priester der da kommt und die "Brautmesse" eine Form der rö-kath.- Kirche.

Mein Rat: Reden Sie einfach dort mit dem kath. Pfarrbüro und fragen sie. Sprechen Sie mit diesen konkreten katholischen Menschen vor Ort und fragen sie. 

Ich bin mir ziemlich sicher: in der evangelischen Kirche ihrer Region dürften sie heiraten. Aber die kommt als großes Gebäude nicht in Frage, sagten Sie.. ...

Auf jeden Fall: schöne Hochzeitsvorbereitungen Ihnen und Ihrem Verlobten, liebe Marianne. 

Herzlich, Ihre Sabine Löw 

P.S.: Pastor Muchlinsky ist derzeit in Urlaub, deshalb habe ich geantwortet.