Christentum und Islam

Tobias

Hallo, ich bin Christ, ein Teil meiner Familie ist allerdings muslimischen Glaubens. Vielleicht deswegen hege ich ein gewisses Interesse für den Islam. Neulich postete die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern auf Facebook eine Stellungnahme eines Imams aus dem Süden Münchens, in der die Barmherzigkeit Gottes (Beginn jeder Sure: Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen) und der Frieden (Gemeinsamkeiten zwischen salam und islam im Arabischen) in den Mittelpunkt seines Islamverständnisses gerückt wurde. Daraufhin hagelte es Proteste seitens evangelikaler Christen, die folgende Thesen aufstellten: 1. Der Koran ist voller Gewalt, Krieg und Habgier. In der Bibel gibt es sowas nicht. (Darauf antwortete ich, dass auch die Bibel sehr problematische Stellen enthält, die Todesstrafe für Homosexualität und auch der Wunsch, dass die Gottlosen sterben sollen: "Ach Gott, wolltest du doch die Gottlosen töten!" (Psalm 139,19). 2. Prophet Mohammed ist Luzifer, der von Gott abgefallene Engel, der Teufel und damit ist der Islam eine satanische Religion. (Zunächst bemerkte ich, dass es ziemlich unverschämt ist, eine andere Religion als satanisch zu bezeichnen. Außerdem machte ich klar, dass ich nicht an die personale Existenz eines Teufels glaube. Als Teufel könnte man eine metaphorische Umschreibung von bösen Eigenschaften wie Gier, Hass, Neid etc., die aus dem Menschen kommen und für das Böse in der Welt sorgen, beschreiben. Ich wurde dann als Scheinchrist und vom Christentum abgefallener Ketzer bezeichnet.) --> Meine erste Frage: Ist der Glaube an die personale Existenz des Teufels elementarer Bestandteil des Christentums? Meine zweite Frage: Wie würden Sie meine Aussagen und die Aussagen der anderen auch aus Perspektive der EKD beurteilen? Eine weitere Frage betrifft das Verständnis Mohammeds aus christlicher Perspektive: Kann man Mohammed als Propheten sehen? Einerseits vertrauen wir als Christen den Schriften der Evangelisten , die nachweislich als subjektive theologische Schriften und nicht als objektive Chroniken Jesu zu verstehen sind, oder auch den Briefen des Paulus. Den Lehren Mohammeds wir aber nicht vertraut; vielleicht zu Recht, denn der Koran lehrt, dass Jesus (Isa) nicht gekreuzigt wurde. (Vielleicht stimmt es aber auch so...??) Kreuzigung und Auferstehung sind aber Fundamente des christlichen Glaubens. Folglich kann Mohammed nicht als Prophet anerkannt werden. Sehen Sie das auch so? Wie kann ich aber Mohammed und den Islam, ohne Mohammed als Satan o.ä. zu bezeichnen, wertschätzen, ohne vom christlichen Glauben abzufallen? (Ehrlich gesagt: Ich weiß nicht, ob Jesus gekreuzigt wurde, es steht Aussage gegen Aussage, wenn man so will.) Ich hoffe, dass Sie Stellung beziehen. Beste Grüße!

Lieber Tobias,

Sie haben sich sehr intensiv mit dem Islam auseinander gesetzt und kennen sich sehr gut aus.

Nun möchten Sie, dass ich Stellung beziehe. Das kann ich gerne tun: 

Ja, nach unserem evangelischen Verständnis ist Mohammed nicht unser Prophet.

Wir Christinnen und Christen glauben an Jesus Christus, in dem sich Gott geoffenbart habt. Jesus wurde gekreuzigt und ist auferstanden. Er hat am Kreuz alle bösen Mächte überwunden und besiegt - ja, selbst den Tod . Dies feiern wir an Ostern. 

Sie fragen nach dem Teufel. Der Teufel (griech.: diabolos = Durcheinanderwerfer) ist nach evangelischem Verständis die zusammenfassende Bezeichnung aller widergöttlichen Kräfte. Der Teufel steht für das Unerklärliche, dass es in Gottes guter Schöpfung auch das Böse gibt Lange Zeit wurde er als Person gedacht, heute wird meist mehr abstrakt von dem „Bösen“ gesprochen. 

Das Kirchenamt der EKD bietet auf mehreren Internetseiten Informationen und Materialien über den Islam und zur christlich-muslimischen Zusammenarbeit an. So können Sie gerne mal hier schauen: http://www.ekd.de/international/islam/

Hier habe ich Ihnen noch einen weiterern Link mit zusammengestellten Informationen. Diese vermitteln einen Überblick aus der Perspektive der EKD: http://www.ekd.de/EKD-Texte/50001.html

Wenn Sie noch mehr darüber lesen wollen, sei Ihnen dieses Buch empfohlen:  

Was jeder vom Islam wissen muss. Gütersloher Verlagshaus 2011, Martin Affolderbach und Inken Wöhlbrand, 8. Auflage. ISBN 978-3-579-06559-5, 14,99 Euro

Eine Kurzfassung dazu finden Sie online hier - "Was jeder vom Islam wissen muss": http://www.ekd.de/EKD-Texte/77635.html

Vielleicht hilft diese Lektüre Ihnen weiter für Ihre Diskussionen. 

Mit herzlichen Grüßen, Seien Sie Gott befohlen, Ihre Sabine Löw