Kann man einen Deal mit Gott machen?

Philipp

Sehr geehrter Herr Pastor,

ich und meine Frau Glauben sehr an Gott, sind Gesund und haben nun mit Mitte 30 den ersten Nachwuchs bekommen. Es war in einem Evangelischen Krankenhaus. Die Geburt unserer Tochter verlief vorgestern mit vielen Komplikationen. Die Schwangerschaft über war alles sehr gut. Bei der Geburt war das Baby nachher allerdings in Seitenlage und meine Frau 30 Stunden in den Wehen. Sie hatte sehr starke Schmerzen und brauchte mehrere PDAs. Ihre Schmerzen wurden nicht so für voll genommen und nur mit "Das sind Wehen, keine Schmerzen." beantwortet. Meine Frau merkte das etwas nicht stimmte. Sie wurde Rot, Gelb und Blass, drehte die Augen und wenn meine Mutter davon berichtet, muss sie immer Weinen. Meine Frau sagte meine Mutter, dass sie das wohl nicht schafft und stirbt. Ich war nicht dabei weil ich als "ohnmächtiger" Begleiter eh nicht helfen könnte. Zu guter Letzt wurde endlich auf den Wunsch meiner Mutter und Frau eingegangen, und es wurde nachdem sie mit den Kräften am Ende war, ein Notkaiserschnitt gemacht. Beiden geht es gut nur meine Frau ist noch erschöpft. Meine Frau war erst unglücklich darüber, dass sie PDA in Anspruch nahm und die Schmerzen nicht aushielt und zum anderen das Kind nicht natürlich zur Welt brachte, sondern durch Kaiserschnitt.

Während meine Mutter anrief und mich informierte betete ich beim Zubettgehen zu Gott. Und dies ist mein Anliegen: Ich wusste das es eine schwere Geburt für meine Frau ist und betete zu Gott, dass meine Frau und unsere Tochter es gut überstehen. Gott solle lieber mein Leben nehmen anstatt das von meiner Frau oder Tochter. Da sie es beide nun gut überstanden haben, habe ich Angst, dass ich nun auf einmal tot umfalle.

Ist es so, dass Gott in so einem Fall Tribut nehmen würde? Normal geht es mir eigentlich immer recht gut und ich lebe lieb und friedlich, ich mache mir nur sehr viel Sorgen und Gedanken. Nun habe ich halt grade Angst, dass ich nun einfach sofort tot umfalle und sterbe und meine Frau und Tochter allein lasse, nur weil ich solch ein Gebet ausgesprochen habe.

Lieber Philipp,

Zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zu der Geburt Ihres Kindes! Es tut mir Leid für Sie, dass Ihre Frau und Ihre Mutter – und auch Sie selbst – so viel durchmachen mussten bei der Geburt. Ich kann verstehen, dass Sie in dieser schrecklichen Not und Angst so gebetet haben, wie Sie es beschreiben. Es ist so schwer, jemanden, den man liebt, so leiden zu sehen. Da möchte man Gott manchmal sogar einen Handel anbieten. Ich möchte Sie aber beruhigen: Gott lässt sich nicht auf solche Deals ein. Von Jesus heißt es in der Bibel, dass er uns aufgefordert hat, innig zu beten, sogar so heftig bei Gott "anzuklopfen", wie jemand, der mitten in der Nacht bei einem Freund auf der Matte steht, weil er ihn eben braucht. Aber nirgends sagt er, dass wir Gott dafür etwas anbieten müssten, was er dann anschließend auch einfordert.

Diese Vorstellung ist eher da zu finden, wo man mit dem Teufel einen Pakt schließt, wie zum Beispiel im "Faust" von Goethe. "Ich gebe dir etwas, wenn Du mir etwas gibst." So ist Gott aber nicht, denn wir bekommen von Gott alles geschenkt. Wir können ihm gar nichts dafür geben, außer unserem Dank. Darum: Seien Sie dankbar und fröhlich, dass Sie nun eine Tochter haben! Freuen Sie sich an allem, was Sie von Gott geschenkt bekommen.

Ich wünsche Ihnen alles Gute und Gottes Segen für Sie und Ihre Familie!

Frank Muchlinsky