Hat Gott einen guten Plan, wenn es so viel Leid gibt?

Marita Raßmann

In einem Kirchen-Blog habe ich letztens gelesen: Gott sieht jedes seiner Kinder. Liebevoll blickt er auf uns hinab und lenkt unsere Schritte und Wege. Für jeden von uns hat er sich einen guten Plan ausgedacht. Jeden einzelnen hat er mit Liebe und Güte bedacht. Wie könnte er je einen von uns übersehen? Das ist eine wunderbare Zusage, aber realistisch betrachtet ist es ja nicht so. Gott kann sich nicht für jeden einen guten Plan ausgedacht haben, denn wie erkläre ich es z.B. all den Menschen, die jetzt aus den Kriegsgebieten auf der Flucht sind vor unsagbarer Gewalt und Leid, die ihr Leben riskieren und Angehörige verlieren? Das kann doch kein guter Plan Gottes sein.

Lieber Schreiber,

Sie stellen hier die berühmte Theodizee-Frage: „Warum gibt es das Leid in der Welt, wenn Gott doch gut ist?“

Über diese Fragen haben sich schon sehr viele Menschen aller Zeiten den Kopf zerbrochen.

Ja, eine große Frage, die Sie da stellen.

 

Ich glaube derzeit, dass man darauf nur persönlich-existentiell antworten kann, jede und jeder für sich:

Wie erlebe ich Gott selbst in meinem Leben?

Wo und wie ist mir Gott nahe?

 

Wir Christinnen und Christen glauben ja an einen gekreuzigten Gott. Gott hängt am Balken. Aber er blieb nicht im Tod - er ist auferstanden! Es wurde Ostern. Der Sieg des Lebens über den Tod!

Für mich ein Zeichen dafür, dass Gott  i m m e r da ist bei seinem Menschen – erst recht in Leiden und Sterben. Und für mich ist das ein Zeichen, dass Leid, Schmerz, Krankheit und Tod überwunden wird.

 

Mit Gott in Berührung zu sein, in Verbindung zu sein, ist für mich, der Sinn des Lebens.

Gott zu loben, ihm die Ehre zu geben – und aus ihm heraus zu leben.

 

Fragen, die ich mir dabei stelle, sind:

 

Was ist schlecht, was ist gut?

Ist Zucker besser als Salz?

Gesundheit besser als Krankheit?

Krise schlimmer als Neutralität?

Was bringt mich dem Sinn meines Lebens näher?

 

Sie sprechen von "Gottes Plan" . Wir beten ja immer im Vater Unser: "Dein Wille geschehe" . Wenn ich das bete, meine ich: "lass dein und mein Wille EINS sein.... dass ich verstehe, wie bei dir die Prioritäten sind, Du, Gott siehst weiter und tiefer auf mein Leben - und darüber hinaus." Ja, ich glaube auch, dass es diesem "guten Plan Gottes" gibt, von dem der Kirchen-Blog spricht. Ich glaube, dass alles GUT wird. Auch, wenn es erstmal nicht so scheinen mag.

 

Vielleicht noch ein anderer Zugang:

Gerhard Schöne hat eine alte Geschichte neu gefasst,

War ein Bäuerlein, hatte nur ein Pferd,
lief das Pferd davon und ist nicht heimgekehrt.

Kamen alle Nachbarn an, klagten laut, du armer Mann,
so ein Unglück, so ein Unglück, so ein Unglück nein.
Doch das Bäuerlein sprach leis: Obs ein Unglück ist, wer weiß.
Morgen bin ich schlauer.

Als das Pferd tags drauf durch das Hoftor schritt,
brachte es dem Bäuerlein noch ein Wildpferd mit.

Kamen alle Nachbarn an, freuten sich, du guter Mann,
so ein Glück hey, so ein Glück hey, so ein Glück hey hey.
Doch das Bäuerlein sprach leis: Obs ein Glück ist, nun wer weiß.
Morgen bin ich schlauer.

Und des Bauern Sohn ritt das Wildpferd ein,
stürzte von dem Pferd und brach sich ein Bein.

Kamen alle Nachbarn an, klagten laut, du armer Mann,
so ein Unglück, so ein Unglück, so ein Unglück nein.
Doch das Bäuerlein sprach leis: Obs ein Unglück ist wer weiß.
Morgen bin ich schlauer.

Als ein Krieg im Land ausbrach, zog man die Burschen ein,
nur des Bauern Jungen nicht mit dem gebrochnen Bein.

Kamen alle Nachbarn an, freuten sich, du guter Mann,
so ein Glück hey, so ein Glück hey, so ein Glück hey hey.
Doch das Bäuerlein sprach leis: Obs ein Glück ist, nun wer weiß.
Morgen bin ich schlauer.

Dein Verhängnis ist doch vielleicht dein Glück
und dein Hauptgewinn bricht dir das Genick.
Sei heut zufrieden dass du lebst
und noch einen Finger hebst,
morgen oder übermorgen oder überübermorgen
kommt er doch der Tod.

 

Es gibt dazu noch viel zu sagen….

Soweit mal an dieser Stelle von mir.

Was denken Sie dazu?

 

Herzlich, Ihre Sabine Löw

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