Wer sagt eigentlich, dass Gott weiß ist?

Maximilian Schröder

Immer dieser ganze Rassismus gegen Schwarze. Wer sagt, dass Gott weiß ist und nicht schwarz?

Lieber Maximilian Schröder!

 

Es stimmt, viele Menschen haben ein Bild von Gott im Kopf, das in etwa so aussieht:

Ein sehr alter Mann mit einem langen weißen Bart, bekleidet mit einem weißen Gewand. Besonders Kindern gefällt diese Vorstellung. Auch Künstler und Maler haben Gott häufig so dargestellt. Berühmt ist zum Beispiel das Bild in der Sixtinischen Kapelle in Rom von Michelangelo. Vielleicht konnte man so gut darstellen, dass Gott viele Generationen im Blick hat. Der weiße, lange Bart vermittelt Weisheit.

Es gibt aber auch viele Menschen, die sich Gott ganz anders vorstellen. Man findet die unterschiedlichsten Versuche einer Beschreibung, wie Gott aussieht. Das hängt auch damit zusammen, dass im Schöpfungsbericht in der Bibel steht: „Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Frau“ (1. Mose 1,27). Nun sind die Menschen einander ähnlich, aber jeder sieht doch ein wenig anders aus.

 

Die Bibel macht generell keine Aussagen darüber, wie Gott aussieht. Mose kommt Gott ziemlich nahe, doch Gottes Angesicht bekommt auch er nicht zu sehen. Ich denke hier zum Beispiel an die Geschichte von Mose und dem Dornbusch (2. Mose 3,1-6). Nicht nur, dass es keine Beschreibung von Gottes Aussehen gibt. Es gibt sogar ein Verbot sich ein Bild von Gott zu machen. Das finden wir in den Zehn Geboten: „Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist. Bete sie nicht an und diene ihnen nicht!“ (2. Mose 20,4-5). Allerdings heißt das nicht, dass man keinerlei Vorstellung von Gott haben dürfe. Man soll nur kein Bildnis für Gott halten, das heißt: Verwechsle nicht die eigene Vorstellung von Gott mit Gott selbst.

 

Gott ist viel größer als alles, was sich unser Verstand und unsere Vernunft vorstellen können. Ich möchte hier eine Geschichte vorstellen, die Sie vielleicht auch schon einmal gehört haben:

Ein König beschließt den Blinden seiner Stadt mal einen Elefanten zu "zeigen". Die Blinden werden zu dem Elefanten geführt. Jeder steht an einer anderen Stelle und befühlt nun den Elefanten. Sie sind beeindruckt. Nach dem sie alle den Elefanten "gesehen" haben und auf dem Heimweg sind, sprechen sie nun über das erlebte. Tief beeindruckt fängt der eine Blinde der den Rüssel befühlt hatte an zu erzählen: Ein Elefant ist wie ein großer schwerer Schlauch! Ein zweiter Blinder der den Bauch betastet hatte erwidert: Wo warst Du denn gewesen? Ein Elefant ist wie ein riesiger Ballon! Ein dritter Blinder der die Stoßzähne befühlt hatte unterbricht das Gespräch: Was redet ihr denn für einen Unsinn. Ein Elefant ist wie ein mächtiger Pflug! Nun kann ein vierter Blinder der den Schwanz betastet hatte nicht mehr ruhig bleiben: Ihr seid ja alle von Sinnen. Ich habe mit meinen eigenen Händen den Elefanten betastet: Er ist wie ein Seil. Schlussendlich kamen die Blinden in einen großen Streit, weil jeder ganz sicher war, Recht zu haben, da sie den Elefanten ja selbst ertastet hatten.

Man kann immer nur Teile von Gott wahrnehmen und neigt dazu sich Gott so vorzustellen, wie man selber ist. Schließlich sucht man doch nach einem Gesprächspartner, der einem ähnlich ist. Und im Gebet tun wir nichts anderes, als mit Gott zu reden.

 

Es sagt also niemand, dass Gott weiß sein muss. Jeder hat seine eigene, ganz persönliche Vorstellung von Gott. Und das kann eben auch ein weißer Mann sein. Es kann aber auch eine Frau sein, ein Mädchen, ein Junge -  schwarz, weiß, bunt – klein, groß, dick, dünn. Oder aber: Gott hat in der Vorstellung gar keine Gestalt, sondern ist einfach in allem vorhanden, Gott ist die Natur, der Wind, die Sonne, die Blumen. Denn nirgendwo steht, wie Gott aussieht oder gar auszusehen hat. Und das ist auch wichtig. Jeder Mensch sollte sich Gott so vorstellen können, wie er oder sie es möchte. Gleichzeitig muss man akzeptieren, dass ein anderer Mensch sich Gott anders vorstellt.

 

Mit herzlichen Grüße

Stefanie Keller