Mirjamgottesdienst

Frau Haubold

Woher kommt die Tradition des Mirjamgottesdienstes und seit wann gibt es diesen Gottesdienst?

Liebe Frau Haubold,

die Mirjam-Gottesdienste werden am 14. Sonntag nach Trinitatis gefeiert – in diesem Jahr also am 9. September. 1998 beschloss die Synode der Evangelischen Kirche im Rheinland, einen „Mirjam-Sonntag: Kirchen in Solidarität mit den Frauen“ einzuführen. Dies war der Abschluss einer ökumenischen Dekade (1988-1998), die sich mit dem Thema Frauen in der Kirche beschäftigte. Die Ziele der Dekade waren:

Quote: Frauen zu befähigen, unterdrückende Strukturen in der Gesellschaft weltweit, in ihrem Land und in ihrer Kirche in Frage zu stellen,

• den entscheidenden Beitrag von Frauen in Kirche und Gemeinde dadurch anzuerkennen, dass gleichberechtigte Mitwirkung von Frauen in Führungspositionen und Entscheidungsprozessen sowie bei der Gestaltung von Theologie und Spiritualität gefördert wird,

• Frauen die Möglichkeit zu geben, ihre Vorstellungen und Aktionen in die Bemühungen um Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung einzubringen,

• die Kirchen zu veranlassen, sich selbst von Rassismus, Sexismus und Klassendenken sowie von Lehren und Praktiken, die Frauen diskriminieren, zu befreien,

• die Kirchen darin zu bestärken, in Solidarität mit den Frauen zu handeln.
(aus der Arbeitsvorlage der Landessynode von 1998, zitiert nach dem Programm des Mirjam-Sonntags von 2011)

Um die Ziele der Dekade fortzuführen, wurde dieser der entsprechende Sonntag zum Mirjam-Sonntag“ erklärt und in den liturgischen Kalender entsprechend eingeführt.

Zu der Person der Mirjam und der Bedeutung des Mirjamsonntags hier ein Zitat aus den Seiten der Evangelischen Kirchengemeinde Übach-Palenberg:

Quote:

Wer ist Mirjam?

Mirjam spielt in der christlichen und jüdischen Frauenbewegung längst eine prominente Rolle.

Mirjam war Prophetin, lebte zur Zeit Moses und war Aarons Schwester. Nach der erfolgreichen Befreiung ihres Volkes aus der ägyptischen Gefangenschaft stimmte sie ein Loblied an und hat   alle Frauen „angesteckt“:

“Da nahm Mirjam eine Pauke in ihre Hand, und alle Frauen folgten ihr nach mit Pauken im Reigen. Und Mirjam sang ihnen vor: Lasst uns dem Herrn singen, denn er hat eine herrliche Tat getan, Ross und Mann hat er ins Meer gestürzt.“ (2. Mose, 15,20)

Das berühmte Mirjamlied steht im Evang. Gesangbuch eg 680. (Gemeint ist das Gesangbuch der Rheinischen Landeskirche. Anm. FM)

Welche Bedeutung heute?

Es geht nicht nur Mirjam oder um Frauenfragen; Thema ist die Gerechtigkeit zwischen Männern und Frauen in Kirche und Gesellschaft. Die Männer sind nicht  ausgeschlossen, ja, sie gehören sogar dazu. Aber die Frauen sollen einander bestärken und befähigen, ihre Vorstellungen von Ungerechtigkeiten, Ungleichbehandlungen in Kirche und Gesellschaft zum Ausdruck bringen zu können und auch aktiv, kreativ werden können.  (Ev. Kgm. Übach-Palenberg kirche-uep.de)

Die Arbeitsstelle Gottesdienst der Rheinischen Kirche im Rheinland gibt anlässlich des Mirjamsonntags regelmäßig eine Arbeitshilfe heraus, das die Gemeinden bei der Gestaltung dieses Gottesdienstes unterstützen soll. Eine Übersicht finden Sie hier: http://www.gottesdienst-ekir.de/materialien/mirjamsonntag_archiv

Mit herzlichem Gruß

Frank Muchlinsky