Ist Gott ein Radikaler?

Loewenzaehnin
Foto: photocase/knallgrün

Lieber Herr Muchlinsky,

ich habe ein Video gesehen vom Stuttgarter Kongress Willow Creek. Gestaltet von Willow Deutschland.
Das Video Thema lautet: Siehe Betreff
In diesem Video wird gesagt und auch zusätzlich noch schriftlich aufgezeigt,
was "die Wahrheit" ist.

Zitat:
Die Wahrheit ist,
dass wir einander
radikal lieben sollen.

Meine Frage: Ist Gott ein Radikaler?
Behörden verwenden den Begriff unter anderem, um Gegner der freiheitlichen demokratischen Grundordnung (FDGO) zu benennen. Hat sich in der Begrifflichkeit möglicherweise ein positiver, sozialer Strukturwandel vollzogen, und ich habe das noch gar nicht gecheckt!

Liebe Grüsse von Löwenzähnin

Liebe Löwenzähnin,

ja, Gott ist ein Radikaler – in vielerlei Hinsicht.

 

Wörtlich bedeutet radikal „an die Wurzel gehend“. Ist nicht der Schöpfungsakt unseres Gottes einer, der dem Universum „an die Wurzel geht“, indem er das Chaos ordnet? Ist nicht Jesus als Radikaler hingerichtet worden? Und ist es nicht ein radikaler Gedanke, dass er von den Toten auferstand?

Jesus hat uns geboten, ebenso radikal zu lieben, wie er selbst, wenn er sagt (Matthäus 5,44-48) „Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen, damit ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel. Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte. Denn wenn ihr liebt, die euch lieben, was werdet ihr für Lohn haben? Tun nicht dasselbe auch die Zöllner? Und wenn ihr nur zu euren Brüdern freundlich seid, was tut ihr Besonderes? Tun nicht dasselbe auch die Heiden? Darum sollt ihr vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist.“

 

Ist der christliche Gott also ein Gegner unseres Grundgesetzes?

Nein, sicherlich nicht, denn Gott hat nach seiner Schöpfung den Menschen für ihr Zusammenleben Regeln und Ordnungen gegeben. Unser Grundgesetz widerspricht dem Liebesgebot nicht, im Gegenteil: Dass „die Würde des Menschen unantastbar“ ist, kommt unserem biblisch-christlichen Menschenbild sehr nah und ist selbst ein „radikaler“ Gedanke: Es kommt nicht auf deine Abstammung, deinen Glauben, deine Gesundheit, dein Aussehen, dein Geschlecht, deine Religion oder sonst irgendetwas an, das dich zum Individuum macht. Es zählt allein dein Mensch-Sein, dass dich mit Würde ausstattet. Die Bibel spricht hier von Gottesebenbildlichkeit und Geschöpf sein des Menschen. Das ist ein ausgesprochen radikaler Gedanke, denn er bedeutet, dass selbst Verfehlungen oder Verbrechen nichts daran ändern werden, dass unsere Würde unangetastet bleibt.

 

Und dann ist da noch das radikale Ende.
Unsere Welt ist Gottes gute Schöpfung, doch nach christlichem Verständnis ist sie nicht das letzte Wort Gottes. Am Ende der Zeiten wird Gott, einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen, in der alles radikal anders ist (Offenbarung 21,1-4): „Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr. Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkommen, bereitet wie eine geschmückte Braut für ihren Mann. Und ich hörte eine große Stimme von dem Thron her, die sprach: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein; und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.“
Das ist unsere radikale Hoffnung auf den radikal liebenden Gott.

 

Herzliche Grüße
Frank Muchlinsky

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