Wann sind wir in Jesu Namen versammelt?

Sabine S.
Gruppe im Gebet
Foto: Getty Images/iStockphoto/shironosov

Hallo Herr Muchlinsky,
immer mal wieder begegnet einem der Satz Jesu "Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen", nicht nur im Gottesdienst, sondern auch schon mal bei einer privaten Zusammenkunft von mehrheitlich christlichen Menschen. Aber wann sind wir denn in Jesu Namen versammelt? Im Gottesdienst, wenn dies im Votum benannt wurde? Was ist, wenn das vergessen wurde? Wie ist das mit den anderen Zusammenkünften der Gemeinde?
Ich bin schon gespannt auf Ihre Antwort und grüße herzlich
Sabine S.

Liebe Frau S.,

vielen Dank für Ihre anregende Frage! Ich muss gestehen, dass ich mich selbst noch niemals gefragt habe, wann wir als Christinnen und Christen "tatsächlich" in Jesu Namen versammelt sind.

Zunächst einmal ist sicher, dass wir uns im Namen Jesu versammeln, wenn wir Andachten und Gottesdienste feiern. Erst recht, wenn das im Votum laut uns deutlich gesagt wurde, denn dazu ist es schließlich da: "Wir feiern diesen Gottesdienst im Namen Gottes, des Vaters, der Sohnes und des Heiligen Geistes!" Da bleibt keine Frage offen. Die Menschen, die das zu Beginn ihrer Versammlung sagen – und mit dem "Amen" bestätigen, wollen genau das: Dass Jesus mitten unter ihnen ist. Das "funktioniert" freilich nicht nur in der Kirche, sondern immer dann, wenn man es ausdrücklich macht: "Wir sind hier zusammen im Namen Jesu, im Namen Gottes."

Sie fragen, was wohl passiert, wenn das Votum nicht gesagt wird. Nun, es sollte zumindest in Gottesdiensten nicht vergessen werden, weil es eben eine Versammlung von Christinnen und Christen zum Gottesdienst macht. Wenn es aber nicht ausgesprochen wird, so kann ich mir nicht vorstellen, dass sich Jesus Christus deswegen sozusagen "ausgeladen" fühlt. Wenn Menschen zusammenkommen, weil sie gemeinsam beten und das Evangelium hören wollen, dann hoffen sie darauf, dass es so ist, wie Jesus es versprochen hat. Übrigens stammt der Satz von Jesus aus dem Matthäus Evangelium und steht in einem Zusammenhang, in dem es nicht unbedingt um den Gottesdienst geht, sondern um das Miteinander in der Gemeinde und um das  Gebet: "Wahrlich, ich sage euch auch: Wenn zwei unter euch einig werden auf Erden, worum sie bitten wollen, so soll es ihnen widerfahren von meinem Vater im Himmel. Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen." (Mat 18,19-20).

Man kann also sagen, dass der Satz sich in seinem Ursprung auf die Situation des gemeinsamen Gebetes bezieht. Insofern macht auch das kleine Tischgebet Sinn, in dem es heißt: "Komm, Herr Jesus, sei unser Gast und segne, was du uns bescheret hast." Darum möchte ich abschließend sagen: Wir sind nicht immer in Jesu Namen versammelt, wenn zwei oder drei Christinnen und Christen miteinander etwas unternehmen. Wir können ganz andere Anlässe haben, als unsere christliche Gemeinschaft zu feiern. Jesus ist aber mit Sicherheit unter uns, wenn wir ihn wörtlich einladen. Und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es unsere Einladung hört, wenn wir sie lediglich im Herzen haben.

Ich hoffe, meine Antwort war ähnlich anregend wie Ihre Frage. Herzliche Grüße!

Frank Muchlinsky

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