Römische Zahlen auf dem Ziffernblatt

Gast

Guten Morgen!

Ich lese grade die Zeitung und da steht doch tatsächlich ein großer Bericht vom hiesigen "rasenden Reporter". Plus Foto: Am Privathaus eines Unternehmers, das sich hinter der Kirche befindet, hängt doch tatsächlich das Ziffernblatt der Kirchenuhr von der evangelischen Kirche. Ein Interview zwischen Reporter und Unternehmer ergab, dass er das gute Stück (blaues Ziffernblatt, goldene Zeiger, 5 m Durchmesser)aus dem Schrottcontainer geholt hat und somit vor der Verschrottung gerettet hat. Dem Schrotthändler hätte er 200 Euro in die Hand gedrückt und der Tausch war besiegelt. Der Unternehmer geht nun in Rente und vermacht das gute Stück an seinen Sohn, der sein neues Unternehmen genau neben der Kirche aufgebaut hat. Bald wird die Kirchenuhr dorthin umziehen. Das Motto des Jungunternehmers lautet: "Ideen visuell umsetzen". Keine Frage, die Kirchenuhr demonstriert Zuverlässigkeit und Gediegenheit und eine lange Tradition des Unternehmens, ich meine natürlich, der Kirchenuhr. Ein dekoratives Stück. Für Reklame Zwecke ist das ein optimaler Blickfang. Der Kirchturm der evangelische Kirche hat jedoch auf jeder Seite eine Kirchenuhr, also 4 Ziffernblätter. Mal sehn, wo die restlichen drei Kirchenuhren irgendwann wieder auftauchen. Im Rahmen der Renovierungsarbeiten an der Kirche, wurden die Zifferblätter neu angeschafft. Geld spielt bei der Kirche keine Rolle, wenn ein Sponsor vorhanden ist. Ich will aber nicht behaupten dass der Unternehmer dieser Sponsor war. Mitnichten!!! Jedoch, eine interessante Kirchengeschichte! Auf dem Ziffernblatt sind goldene "römische Zahlen" zu sehen und keine "arabischen Zahlen", arabische Zahlen sind die natürlichen Zahlen von 1 bis 12.

Meine Frage geht nun dahin, warum auf dem Ziffernblatt der Kirchenuhr, die römische Zahl "IV" abgeändert wurde in "IIII", während alle anderen römischen Zahlen korrekt geschrieben sind.
I Gibt es überhaupt die römische Zahl "IIII"?
II Ist das bei allen Kirchenuhren so?
III Warum erfolgt die Darstellung natürlicher Zahlen durch römische Ziffern?
IV und nicht durch die üblichen arabischen Ziffern?

Demnächst werden in der evangelischen Kirche einige Kirchenfenster ausgewechselt und mehrere Kirchenbank Reihen werden herausgenommen, damit mehr Platz entsteht für Theater, Tanz und dergleichen. Aber ich will nicht den Teufel an die Wand malen....
 

Lieber Gast,

danke für die Geschichte und die Fragen!
Ich muss zugeben, dass ich hier zunächst selbst überfragt war. Zu meinem Glück ist die Wikipedia hier recht hilfreich. Meine Antworten entnehme ich also dem Eintrag „Römische Zahlendarstellung“ der Wikipedia.

I Gibt es überhaupt die römische Zahl "IIII"? 
Ja, die gibt es tatsächlich alternativ zur IV. Wikipedia schreibt:

„die Schreibweise IIII wird oft auf Zifferblättern von Uhren verwendet. Ebenfalls wird sie als Abbundzeichen im Zimmerhandwerk verwendet“

II Ist das bei allen Kirchenuhren so? 
Nein, das ist nicht auf allen Kirchenuhren so, aber meistens, wenn römische Ziffern verwendet werden. Hier die Erklärungen bei Wikipedia:

Auf Uhrenzifferblättern wird die Zahl 9 immer nach der Subtraktionsregel als IX geschrieben, die Zahl 4 aber oft als IIII. Dafür gibt es verschiedene Erklärungen:
• Eine ist, dass alle Einzelzeichen eines Zifferblatts, das IIII als 4 benutzt, zusammengenommen aus 20 I, 4 V und 4 X bestehen. Somit ließen sich solche Zifferblätter mit jeweils vier Sätzen der Zeichen I, I, I, I, I, V und X zusammensetzen, und waren daher in der Herstellung der Zahlen mit Schablonen oder Gussformen rationeller. In Anbetracht des größeren Aufwandes beim Schnitzen oder Meißeln von Skalen für Sand-, Wasser- oder Sonnenuhren ist dieses Argument jedoch nur für Gussformen und Schablonen sinnvoll.
• Eine weitere Begründung ist, dass IV die Abkürzung für den römischen Gott Jupiter (IVPPITER) darstellt und damit für profane Dinge tabu gewesen sei.
• Ein gängiges Argument ist, dass sich bei der Verwendung von IIII statt IV auf jeder Seite des Zifferblattes genau 14 Zeichen befinden und somit symmetrisch gleichgewichtig sind. Dabei werden die Zahlen VI bis XI der linken, alle anderen Zahlen der rechten Seite zugeordnet. Symmetrie besteht auch im Aufbau von je vier aufeinanderfolgenden Stundenzahlen: vier enthalten ein V, vier ein X, und die übrigen bestehen nur aus dem Zeichen I.

III Warum erfolgt die Darstellung natürlicher Zahlen durch römische Ziffern?
IV und nicht durch die üblichen arabischen Ziffern?

Dazu passt der folgende Absatz des Artikels:

Sie [die römischen Ziffern] blieben jedoch für andere Zwecke, so für die epigraphische oder dekorative Schreibung von Zahlen (insbesondere Jahreszahlen), für die Zählung von Herrschern, Päpsten und anderen Trägern gleichen Namens, für die Band-, Buch-, Kapitel- und Abschnittzählung in Texten und für die Bezifferung von Messinstrumenten wie dem Zifferblatt der Uhr bis heute in Gebrauch.

Herzliche Grüße
Frank Muchlinsky

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