Weshalb glauben denn die Anhänger einer Religion, dass nur sie den einzigen und wahren Gott verehren?

Joachim Schwaiger

Sehr geehrter Herr Muchlinsky, langsam kommen mir jede Menge Zweifel, weiterhin an Gott zu glauben, obwohl ich diesen Glauben in den letzten 55 Jahren nach meiner Konfirmation eigentlich nie infrage gestellt habe. Eigentlich deshalb, weil man in einer evangelisch bzw. christlich geprägten Umgebung aufwächst und meist wenig bis kaum Gedanken daran aufkommen, dass es auch anders sein könnte. Es mag sein, dass es am älter werden oder an den gehäuften negativen Informationen liegt, die heute fast täglich auf jeden von uns einstürmen. Nicht zuletzt die Berichte zwischen und über Kriege der verschiedensten Religionen, die Situation der Flüchtlinge, über jeden Tag begangene Verbrechen, Ungerechtigkeit, Krankheit, Unfälle, Korruption und das Leid unschuldiger Menschen, um lediglich einige Themen zu nennen. Weshalb lässt Gott solche Dinge geschehen, unter denen auch völlig Unschuldige leiden müssen? In unserer Religion spricht man doch vom liebenden, erbarmenden, verzeihenden, gütigen, gerechten, helfenden und tröstenden Gott! In den Predigten kommt oft zum Ausdruck, dass Gott den Menschen so geschaffen hat, dass dieser selbst seine Entscheidungen treffen muss, ob seine Taten gut oder schlecht sind. Nach nunmehr vielen, vielen zehntausend Jahren müsste Gott inzwischen bemerkt haben, dass es so nicht funktioniert und daher seine ursprüngliche Idee mit der Eigenentscheidung durch die Menschen revidieren. Bei vielen Menschen oder auch in der Politik ist es leider normal, auch dann noch an Entscheidungen festzuhalten, wenn man bereits erkannt hat, dass diese absolut falsch waren. Da eine Revision durch Gott (voraussichtlich) nicht geschieht, kann man - wie viele andere Menschen auch - auf die Idee kommen, dass ein Gott überhaupt nie existiert hat. Statt dessen könnte die Evolution bis auf den heutigen Tag der alleinige Grund für die Existenz des Menschen sein und die Bibel lediglich ein Märchenbuch. Es ist nicht nur eine christliche Tugend, anderen Menschen in Not zu helfen, das machen Nichtgläubige wahrscheinlich genauso oft, wie Gläubige. Im Zeitalter von Internet kommt man irgendwann auch zu Richard Dawkins und seinen Ansichten, die sich gar nicht so falsch anhören. Jedenfalls bringt er Diskussionsteilnehmer unterschiedlicher Religionen ganz schön in Erklärungsnot, wobei er meiner Meinung nach meist die besseren Argumente auf seiner Seite hat. Das ist zunächst lediglich eine Feststellung und heißt nicht, dass er immer recht hat. Abschließend noch ein Wort zu Religionen generell. Weshalb meinen bzw. glauben denn die Anhänger einer Religion, dass nur sie den einzigen und wahren Gott verehren? Wenn man von ca. 10 Hauptreligionen ausgeht, sollte man doch daran bereits erkennen, dass da etwas nicht stimmig ist. Hierbei unterstelle ich, dass es nicht immer nur derselbe Gott ist, der lediglich einen anderen Namen trägt. Vielleicht habe ich hier einiges (unbeabsichtigt) aus dem Zusammenhang gerissen oder verkehrt dargestellt; gleichwohl würde mich Ihre Meinung zu alledem interessieren. Mit freundlichen Grüßen J.S.

Lieber J.S.

Da Pastor Muchlinsky gerade im Urlaub ist, kann ich Ihnen gerne sagen, was meine Meinung ist.

Mir geht es mit Gott so, dass ich nicht eine Meinung zu ihm habe – sondern Gott ist: meine Erfahrung.

Gott ist die Kraft der Liebe. In Gott lebe, webe und bin ich.

Ob jetzt ein Richard Dawkins diese und jene Ansicht hat: ja, kann er haben.

Dass die Bibel ein Märchenbuch ist – kann man finden.

Ich finde das nicht! Hier schreiben Menschen Erfahrungen mit DER Erfahrung auf und laden mich ein, selbst Erfahrungen mit Gott zu machen. Meine Geschichte mit Gott zu schreiben.

Jede und jeder sieht und spürt die Welt so, wie es ihm oder ihr gegeben ist.

Und ich persönlich spüre und sehe Jesus – wie er mich anschaut – und liebt.

In meiner Kirche in Stuttgart ist das Kruzifix überm Alter: ein gekreuzigter Jesus mit einer segnenden Handhaltung.

Jesus segnet in seinem Tod die Gemeinde.

Das kann ich spüren.

Das ist mein Erleben.

Herzlich, Ihre Sabine Löw

Sie schreiben über die 10 Religionen, dass jede sich für „wahr“ hält. Dazu noch eine Geschichte:

Es waren einmal fünf Wissenschaftler, die alle blind waren. Diese Wissenschaftler wurden von ihrem König auf eine Reise geschickt und sollten herausfinden, was ein Elefant ist.

Die blinden Männer machten sich also auf die Reise nach Indien. Dort wurden sie von Helfern zu einem Elefanten geführt. So standen sie um das Tier herum und versuchten, sich durch Ertasten ein Bild von dem Elefanten zu machen. Als sie zurück zu ihrem König kamen, sollten sie ihm über den Elefanten berichten.

 

Der erste Wissenschaftler hatte am Kopf des Tieres gestanden und den Rüssel betastet. Er sagte: "Ein Elefant ist wie ein langer Arm."

 

Der zweite Wissenschaftler hatte das Ohr des Elefanten ertastet und erzählte: "Nein, ein Elefant ist vielmehr wie ein großer Fächer."

 

Der dritte Wissenschaftler sprach: "Nein, ein Elefant ist wie eine dicke Säule."  Er hatte ein Bein des Elefanten berührt.

 

Der vierte Wissenschaftler sagte: "Also ich finde, ein Elefant ist wie eine kleine Strippe mit ein paar Haaren am Ende", denn er hatte nur den Schwanz des Elefanten ertastet.

 

Und der fünfte Wissenschaftler berichtete seinem König: "Also ich sage, ein Elefant ist wie eine riesige Masse, mit Rundungen und ein paar Borsten darauf." Dieser Mann hatte den Rumpf des Tieres berührt.

 

Nach diesen widersprüchlichen Äußerungen fürchteten die Wissenschaftler das der König sauer sein könnte, weil sie ihm anscheinend nicht klar erklären konnten, was ein Elefant nun wirklich ist. Doch der König lächelte weise:

"Ich danke Euch, denn ich weiß nun, was ein Elefant ist: Ein Elefant ist ein Tier mit einem Rüssel, der wie ein langer Arm ist, mit Ohren, die wie Fächer sind, mit Beinen, die wie starke Säulen sind, mit einem Schwanz, der einer kleinen Strippe mit ein paar Haaren daran gleicht und mit einem Rumpf, der wie eine große Masse mit Rundungen und ein paar Borsten ist."

  Die Wissenschaftler guckten etwas beschämt, nachdem sie erkannten, dass jeder von ihnen nur einen Teil des Elefanten ertastet hatte und sie sich ziemlich schnell damit zufrieden gegeben hatten.