Kann ich einen Schwur zurücknehmen?

Sandra
verzweifelte Frau hält sich Hand vors Gesicht
© Mehrpouya/Unsplash

Guten Abend Herr Muchlinsky,
mein Mann wirft mir etwas vor, das ich nicht getan habe. (Ich hätte etwas mit einem anderen gehabt, an einem Abend, an dem mein Mann sogar dabei war) und ist mir dermaßen mit seinem Vorwurf auf die Nerven gegangen, dass ich auf unsere Tochter geschworen habe. Ich schwöre nie und man soll es ja nun auch nicht. Es tut mir so leid, dass ich sozusagen meine Tochter mit hereingezogen habe. Sie ist noch zu klein, um zu verstehen, aber ich habe mich bei ihr entschuldigt und um Verzeihung gebeten, dass man sowas nicht macht.
Ich habe wirklich ein schlechtes Gewissen deswegen, da es einfach so aus mir rausgesprudelt ist, nur damit er es endlich glaubt.
Und das, was er mir vorwirft, habe ich wirklich nicht getan.

Liebe Sandra,

das ist wirklich eine blöde Lage, in der Sie da sind: Erst diese Zwickmühle, aus der Sie durch Ihren Schwur ausbrechen wollten und anschließend das schlechte Gewissen! Ich verstehe, dass Sie das verstört und belastet. Ich kann Ihnen aber auch sagen, dass Sie Ihre Tochter nicht sozusagen "aufs Spiel gesetzt" haben. Sie haben in der Situation, als Ihr Mann Ihnen nicht glauben wollte, etwas sagen wollen, das ihn dazu bringt, Ihren Worten zu vertrauen. Darum haben Sie jemanden genannt, der Ihnen beiden am wichtigsten von allem ist: "Ich schwöre auf unsere Tochter!"

Ich will Ihnen sagen, was Sie meiner Meinung nach damit getan haben: Sie haben Ihre Verzweiflung herausgeschrien, aber sie haben keinen Vertrag mit Gott geschlossen. Jesus sagt in der Bibel: "Ich sage euch, dass ihr überhaupt nicht schwören sollt!" Er meint damit: Nicht nur falsche Eide soll man sein lassen, sondern überhaupt jedes Schwören ist schlecht. Warum? Weil man nichts damit bewirken kann. Jesus sagt nämlich weiter: "Du sollst auch nicht bei deinem Kopf schwören! Denn du kannst ja nicht einmal ein einziges Haar weiß oder schwarz machen. Sagt einfach ›Ja‹, wenn ihr ›Ja‹ meint, und ›Nein‹, wenn ihr ›Nein‹ meint." (Matthäus 5,33-37) Wenn man schwört, ist das keine Zauberformel. Gott will nicht, dass wir schwören, weil wir damit nur Böses heraufbeschwören.

Ich kann Sie aber beruhigen: Ihrer Tochter wird deswegen nichts Schlimmes geschehen. Das Schlimme haben Sie ja schon selbst abbekommen: Ihr schlechtes Gewissen. Seien Sie sich sicher: Gott verzeiht Ihnen Ihren "Ausbruch". Wenn Jesus sagt: "Schwört nicht", dann ist das keine Drohung, sondern eine Entlastung, im Sinne von: Lasst es lieber sein, es bringt ohnehin nichts. Sie brauchen also auch Ihre Tochter nicht weiter damit zu belasten.

Zum Schluss will ich noch einmal auf die Tatsache eingehen, dass Sie sich gezwungen sahen, auf Ihre Tochter zu schwören. Anscheinend hat Ihr Mann ein Problem damit, Ihnen zu vertrauen. Sie sollten mit ihm einmal ausführlich und in Ruhe darüber reden, wenn sich die Wogen geglättet haben. Vielleicht finden Sie gemeinsam einen Weg, bei dem Sie sich nicht so heftig wehren müssen, dass Ihnen ein Schwur "rausrutscht".

Herzliche Grüße und beste Wünsche!

Frank Muchlinsky

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