Kindererziehung in einer christlich-muslimischen Ehe?

Sarah
Schwangere Frau mit Regenbogen
Getty Images/iStockphoto/middelveld

Lieber Herr Pfarrer,
ich erbitte Ihren Rat.
Ich bin evangelische Christin und habe einen muslimischen Mann geheiratet. Diese Entscheidung war beiderseits wohl überlegt.
Wir erwarten nun unser erstes Kind und die religiöse Erziehung wird uns sicherlich vor einige Herausforderungen stellen.
Ich möchte gerne wissen, wie ich damit am besten umgehe. Gibt es einen Weg, wie ich der Lehre der Bibel im Hinblick darauf gerecht werden kann, ohne meinen Ehemann und seine Religion hierbei zu übergehen?
Ich danke Ihnen von Herzen im Voraus für Ihre Zeit.

Liebe Sarah,

herzlichen Glückwunsch und alles Gute für Ihre Schwangerschaft! Ich kann Ihre Frage gut nachvollziehen. Ihre unterschiedliche Religionszugehörigkeit wird gravierender, wenn Sie ein gemeinsames Kind haben. Nun weiß ich natürlich nicht, was Sie oder Ihr Mann sich für die religiöse Erziehung Ihres Kindes wünschen. Ich weiß nicht, wie Sie beide Ihre Religion ausüben. Gehen Sie regelmäßig in die Kirche und in die Moschee? Beten Sie beide regelmäßig? Fastet Ihr Mann?

Weil ich all das nicht weiß, kann ich Ihnen lediglich vorschlagen, wie Sie vorgehen können, um sich Ihre Frage selbst zu beantworten. Sie schreiben, dass Sie Ihre Entscheidung für einander "wohl überlegt" war. Das heißt, dass Sie sich auch über Ihre verschiedene Religion bewusst sind und die Religion des/der anderen jeweils respektieren. Das ist eine gute Voraussetzung. Sowohl das Christentum als auch der Islam sind Religionen, bei denen es sehr auf den richtigen Umgang miteinander ankommt. Beide Religionen lehren die Liebe zu Gott und die Nächstenliebe.

Spannend wird es bei der Frage, wie Sie mit Ihrem Kind die Religion ausüben. Wollen Sie es taufen lassen? Wollen Sie es in die Moschee mitnehmen? Oder lieber in die Kirche? Oder beides? Soll es in eine Koranschule gehen? Oder doch in den Konfirmationsunterricht? All das sind Fragen, die Sie mit Ihrem Mann offen ansprechen sollten, bevor es so weit ist, dass Sie Entscheidungen treffen müssen. Gerade, wenn Sie befürchten, dass es bei einigen Punkten einen Konflikt geben könnte, sollten Sie unbedingt darüber reden. Ansonsten könnte es geschehen, dass plötzlich Fakten geschaffen werden, mit denen niemand zufrieden ist. Wenn Sie voneinander wissen, was Ihnen wichtig ist, können Sie entspannter auf die religiöse Erziehung Ihres gemeinsamen Kindes schauen.

Sie könnten sich auch gemeinsam entscheiden, Ihrem Kind in beiden Religionen eine Heimat zu geben, sodass es sich mit 14 Jahren entscheiden kann, was richtig für es ist. Es wird hoffentlich erleben, dass Sie gut miteinander umgehen. Machen Sie sich nur bewusst: Ihr Kind wird so viel Religion mitbekommen, wie Sie es ihm vorleben.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen in Ihrer Frage weiterhelfen.

Herzliche Grüße!

Frank Muchlinsky

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