Wie rettet man sich in der dreitägigen Finsternis

Maria Müller
Düsterer Himmel mit Mond
©Jason Blackeye/Unsplash

Hallo Herr Muchlinsky,
ich frage mich immer wieder, wie die Evangelischen die 3tägige Finsternis begehen sollten. Die Katholiken zünden geweihte Kerzen an, beten den Rosenkranz und stellen sich unter den Schutz der Mutter Gottes.
Aber die Evangelischen? Gibt es für diese keine 3tägige Finsternis oder die Apokalypse?

Liebe Frau Müller,

bis zu Ihrer Frage hatte ich noch nichts davon gehört, dass jemand eine dreitägige Finsternis angekündigt hätte. Ich musste also zunächst ein wenig nachforschen, woher die Behauptung kommt, dass Gott so etwas vorhabe.

Was ich gefunden habe, bestärkt mich in der Überzeugung, dass es sich hier um einen ausgemachten Unsinn handelt. Es werden angebliche Propheten zitiert, die eine dreitägige Finsternis ankündigen „als eine gigantische kosmische Katastrophe ein direktes Eingreifen Gottes..., zum einen zur Beendigung des Dritten Weltkrieges, um die Weiterexistenz der Menschheit zu sichern, und zum anderen, um die bösen Menschen zu bestrafen und von der Erde zu vertilgen.“ („Katholischundmehr.page4.com und öfter)

Das Christentum glaubt tatsächlich daran, dass Gott eines Tages sein Königreich vollenden wird, das heißt, Gottes Gerechtigkeit wird überall herrschen. Dazu gehört auch die Vorstellung vom Ende der Welt, wie sie jetzt ist. Das regt die Fantasie an, darum haben sich immer wieder Menschen ausgemalt, wie genau das „Ende der Welt“ aussehen wird und wann es wohl kommt. Vor allem mit Berechnungen und Ankündigungen haben viele Leute andere Menschen zu jeder Zeit in Angst versetzt. Dabei ist die Aussicht auf das Kommen des Reiches Gottes eine sehr positive. In jedem Vaterunser beten wir darum, dass Gottes Reich kommen soll.

Das Problem ist dabei immer, dass dazu die Vorstellung gehört, dass Gott am „jüngsten Tag“ ein großes Gericht halten wird, bei dem die Einen freigesprochen werden, die Anderen aber für immer verdammt. Das macht Angst, und mit dieser Angst spielen diejenigen, die mit solchen und ähnlichen angeblichen Prophezeiungen daherkommen. Es hat schon gute Gründe, dass Jesus davor warnt, solchen Leuten auf den Leim zu gehen. In einer etwa längeren Rede zum Kommen des reiches Gottes, sagt er: „Das Reich Gottes kommt nicht mit äußeren Zeichen; man wird auch nicht sagen: Siehe, hier!, oder: Da! Denn sehet, das Reich Gottes ist mitten unter euch.“ Er sprach aber zu den Jüngern: „Es wird die Zeit kommen, in der ihr begehren werdet, zu sehen einen der Tage des Menschensohns, und werdet ihn nicht sehen. Und sie werden zu euch sagen: Siehe, da!, oder: Siehe, hier! Geht nicht hin und lauft nicht hinterher!“ (Lukas 17,20-23)

Die „drei Tage Finsternis“ kommen zwar in der Bibel vor, aber in einem ganz anderen Zusammenhang als mit dem Kommen des Reiches Gottes, nämlich bei den zehn Plagen, die Gott über Ägypten kommen lässt, weil der Pharao die Israeliten nicht ziehen lässt. (2.Mose 10,21-23) Vermutlich kommt es daher, dass die angeblichen Propheten ähnliche „Gegenmaßnahmen“ vorschlagen, wie sie in der Bibel bei der zehnten ägyptischen Plage genannt sind: Drinnen bleiben, die Eingänge versiegeln und warten, bis der Todesengel vorbei geht. (2. Mose 11-12). Es gibt gerade wirklich gute Gründe, drinnen zu bleiben, zu beten und Kerzen anzuzünden. Aber diese Gründe heißen Advent und Corona, nicht drei Tage Finsternis.

Mein Rat an alle, die sich von falschen Prophezeiungen verunsichern lassen, lautet: Haltet es mit Kohelet, dem Prediger. Er schreibt: „Wer auf den Wind achtet, der sät nicht, und wer auf die Wolken sieht, der erntet nicht. Gleichwie du nicht weißt, welchen Weg der Wind nimmt und wie die Gebeine im Mutterleibe bereitet werden, so kannst du auch Gottes Tun nicht wissen, der alles wirkt.“ (Prediger 11,4-5).

Herzliche Grüße

Frank Muchlinsky

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