Taufe und Erziehung „zwischen den Konfessionen“ - wie ist das möglich?

K
Holzkreuz im Wasser
Getty Images/iStockphoto/Julie Ayers

Guten Tag, mein Partner und ich erwarten ein Kind und sind uns einig darüber, dass es zeitnah nach der Geburt getauft werden soll. Nur bezüglich der Konfession sind wir unschlüssig, was das Beste für das Kind ist. Mein Partner ist gläubiger Katholik, hat mit der Gemeinde vor Ort allerdings kaum Kontakt. Ich bin evangelisch und gehe regelmäßig in den Gottesdienst und habe ein gutes Verhältnis zu meinem Pfarrer. Gerne würde ich unser Kind, wenn es alt genug ist, mit in meine Kirche nehmen, in der es auch wirklich schöne Angebote für Kinder aller Altersgruppen gibt (obwohl die Gruppen sehr klein sind). Mein Partner findet das auch völlig in Ordnung und hätte generell auch nichts gegen eine evangelische Taufe, gibt allerdings zu denken, dass wir in einem sehr konservativen katholischen Dorf leben, in dem die meisten (auch ein sehr großer Teil der Kinder) katholisch sind und unser Kind entsprechend recht allein im Religionsunterricht und beim Konfiunterricht sitzen würde, während seine Schulfreunde dann vermutlich den „katholischen Weg“ gehen würden. Daher würde mein Partner das Kind lieber katholisch taufen lassen, quasi, damit es sich später leichter im Dorf integrieren kann. Ich würde aber wirklich ungern darauf verzichten, mit meinem Kind gemeinsam zur Kirche zu gehen (vorausgesetzt natürlich, dass es auch Freude daran findet). Was würden Sie uns raten? Zum Wohle des späteren Soziallebens des Kindes eine katholische Taufe und ich gehe dann halt erst alleine in „meinen“ Gottesdienst und im Anschluss mit dem Kind in „seinen“ katholischen? Wäre das überhaupt vertretbar, dass ich dann allsonntaglich an den Gottesdiensten beider Konfessionen teilnehme?! Vielen Dank für Ihre Einschätzung und noch einen schön Tag

Liebe K.,

herzlichen Dank für Ihre Frage! Ich finde es beeindruckend, dass Sie sich solche intensiven Gedanken darüber machen, in welcher Weise Sie Ihrem Kind eine Teilhabe am religiösen und kirchlichen Leben ermöglichen können und möchte Sie zunächst einmal ermutigen: Bestimmt wird Ihnen da gelingen, wenn Sie sich weiterhin so offen mit diesen Fragen auseinandersetzen. Nun aber zum Ihrem eigentlichen Anliegen, das ich aus Ihrer Frage heraushöre, nämlich in welcher Konfession Sie Ihr Kind taufen lassen sollten: Ich kann Ihre Überlegungen gut nachvollziehen und denke ganz persönlich, dass es vielleicht gar nicht so sehr darauf ankommt, wie Sie zum Zeitpunkt der Taufe entscheiden. Denn die Taufe ist unter den Konfessionen derjenigen Religionsgemeinschaften , die der ACK (Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen, nähere Informationen hier ) ohnehin wechselseitig anerkannt. Welchen Glaubensweg ein Mensch dann schließlich im Laufe seines Lebens einschlägt, hängt ja aber noch von verschiedenen anderen Faktoren, als nur der Taufe im Kindesalter ab. Und da hätten Sie doch die Möglichkeit, mit Ihrem Kind gemeinsam auf Entdeckungsreise zu gehen und ihm verschiedene Möglichkeiten aufzuzeigen. Auch wenn Sie also beispielsweise entscheiden würden, Ihr Kind katholisch taufen zu lassen, steht es Ihnen frei, mit ihm auch in den Kindergottesdienst oder die Krabbelgruppe der evangelischen Gemeinde zu gehen. Und im späteren Leben kann ihr Kind dann vielleicht selbst entscheiden, zu welcher Konfession es sich eher hingezogen fühlt. Auch mit einer katholischen Taufe wäre zum Beispiel die Teilnahme am evangelischen Konfirmandenunterricht und eine Konfirmation möglich, wenn ihr Kind das später möchte. Die Entscheidung über die Taufe müssen Sie letztlich gemeinsam mit Ihrem Mann selbst treffen. Ich möchte Ihnen aber Mut machen, weiterhin beherzt Ihren Glauben in Ihrer Gemeinde zu leben und Ihr Kind daran teilhaben zu lassen - ja, und vielleicht auch Ihren Mann dazu ermutigen, mit dem Kind die "katholische Seite" zu entdecken, von der, wie Sie ja schreiben, Ihr soziales Umfeld geprägt ist. Wahrscheinlich werden Sie gemeinsam feststellen: So groß sind die Unterschiede gar nicht. Und ich bin sicher, Ihr Kind wird mit Ihrer Unterstützung schließlich seinen ganz eigenen Weg finden können. Ich hoffe, ich konnte ihnen mit dieser Antwort ein bisschen weiterhelfen und wünsche Ihnen und Ihrer Familie alles Gute auf Ihrem religiösen und persönlichen Weg! Herzliche Grüße, Ihre Anna Scholz

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