Hallo Frau Keller,
ich "forsche" gerne in der Bibel herum und in der letzten Zeit war die Bundeslade mal wieder Thema bei mir. Meine Gedanken zur Bundeslade haben mich über den Text 2. Makkabäer 2,4-8 und Offenbarung 11,19 zur Erzählung "Das neue Jerusalem" in Offenbarung 21-22,5 geführt. Zu diesem Text habe ich eine Frage. Ist das "Neue Jerusalem" ein "Neues Allerheiligstes?"
Folgende Gedanken haben diese Frage bei mir aufkommen lassen: In Offenbarung 21,3 ist zu lesen: "Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen!........." In der Gute Nachricht Bibel steht an gleicher Stelle: "Dies ist die Wohnstätte Gottes bei den Menschen!..........." Die Wohnung Gottes war das Allerheiligste im Jerusalemer Tempel. Dort stand zur Zeit des AT die Bundeslade. (1. Könige 6,19-20) In Offenbarung 21,16 ist zu lesen: Und die Stadt ist viereckig angelegt und ihre Länge ist so groß wie die Breite. Und er maß die Stadt mit dem Rohr: zwölftausend Stadien. Die Länge und die Breite und die Höhe der Stadt sind gleich. Das neue Jerusalem hat also die Gestalt eines Würfels, so wie das Allerheiligste im Jerusalemer Tempel. (1. Könige 6,19-20) Demnach könnte, denke ich, das neue Jerusalem ein neues Allerheiligstes sein. In diesem neuen Allerheiligsten würde dann auch die Bundeslade stehen. Einen Vorhang, wie er noch vor dem Allerheiligsten im Jerusalemer Tempel hing, braucht das neue Allerheiligste nicht mehr. Der Vorhang ist durch Jesu Tod am Kreuz vernichtet worden. (Matthäus 27,50-51) Seitdem hat der Mensch freien Zugang zu Gott und seiner Wohnung. Die Kluft, die durch die Sünde zwischen Gott und dem Menschen bestand, ist aufgehoben. So wird der Mensch, nach der Auferstehung der Toten und dem jüngsten Gericht das Ewige Leben haben und zusammen mit Gott im neuen Jerusalem, im neuen Allerheiligsten wohnen. Soweit die Gedanken, die ich mir gemacht habe.
Interessant ist es für mich zu erfahren, wie das mit dem neuen Jerusalem aus theologischer Sicht zu verstehen ist. Ist das neue Jerusalem ein neues Allerheiligstes? Über eine Antwort von Ihnen würde ich mich sehr freuen und bedanke mich schon jetzt für Ihre Mühe.
Herzliche Grüße
Susanne
Liebe Susanne,
da haben Sie sich wirklich viele interessante Gedanken gemacht.
Als das Allerheiligste wird ein separater Raum im Tempel bezeichnet, wo Gott als anwesend gedacht wird, so zumindest die alttestamentliche Vorstellung. Zu diesem Allerheiligsten hat nach 3.Mose 16 nur der Hohepriester am Versöhnungstag zutritt. Nach 1. Könige 6,19-20 steht da auch die Bundeslade. Allerdings wird die Bundeslade in der Tempelvision von Ezechiel (Hesekiel) 41,4 nicht mehr erwähnt. Das Allerheiligste steht leer. Auffällig sind die gleichen Maße für das Allerheiligste in allen Bibelstellen. Auch in der Offenbarung finden wir schließlich diese Maße. Ich finde, Sie haben sehr gut erfasst, warum die Abtrennung zum Allerheiligsten aus christlicher Sicht nicht mehr notwendig ist. Jesus Christus ermöglicht einen direkten Zugang zu Gott. Es braucht auch keinen Hohepriester mehr, wir haben das Priestertum aller Gläubigen.
Nun ist es aber so, dass nach Offenbarung 21,22 kein Tempel im Neuen Jerusalem steht "denn der Herr, der allmächtige Gott, ist ihr Tempel, er und das Lamm", sprich Jesus Christus. Wenn es kein Tempelgebäude gibt, dürfte es auch kein Allerheiligstes geben, zumindest nicht als Gebäudeteil. Die Bundeslade gibt es seit Ezechiels Tempelvision sowieso nicht mehr.
Es bestehen aber einige Parallelen zwischen der Offenbarung und der Schöpfungsgeschichte in 1.Mose 2-3. Lesen Sie mal Offenbarung 22,1-2. Wegen der Anspielungen auf die Schöpfungsgeschichte wird also eher eine "Schöpfung der Endzeit" angenommen, die an den Anfang, also die Schöpfung zurückführt und zwar so ideal, wie diese vor der "Vertreibung aus dem Paradies" war. Auch die Tempelvision in Ezechiel 40-48 deutet eine neue Schöpfung an. Letztendlich werden Not und Leiden im hier und jetzt durch Gott besiegt.
Ich wünsche Ihnen noch viel Freude und Neugier bei der Entdeckungsreise durch die Bibel.
Herzliche Grüße
Stefanie Keller