Sex vor der Ehe

Max

Sehr geehrte Frau Pfarrerin, ich würde gerne wissen, wie sie als Vertreterin der evangelischen Kirche zu sexuellen Handlungen jeglicher Art, außerhalb der Ehe stehen und inwiefern diese mit unserem Glauben vereinbar sind bzw. nicht vereinbar sind. Wenn sie mir diese Frage beantworten würden, wäre ich ihnen sehr dankbar.

Lieber Max,

 

Sie stellen in Überschrift und Text Ihrer Frage zwei, aus meiner Sicht sehr unterschiedliche, Fragen: und zwar zum einen nach der Legitimität von Sex vor der Ehe, zum anderen außerhalb der Ehe. Zur ersten Frage haben wir hier auf evangelisch.de schon einmal geantwortet, lesen Sie gern hier nach: http://fragen.evangelisch.de/frage/2357/keinen-sex-mehr-mit-der-freundin.

 

Die Ehe ist nach evangelischem Verständnis zunächst eine weltliche Einrichtung, die das Zusammenleben von Menschen regelt. Evangelisch gedeutet, etwa im Rahmen einer kirchlichen Trauung, verstehe ich die Ehe als Form des Zusammenlebens, für die Verbindlichkeit, Treue, Verlässlichkeit und Dauerhaftigkeit zentral sind. Wie diese „Grundwerte“ im konkreten Alltag aussehen, darüber muss man sich als Paar aus meiner Sicht verbindlich verständigen, und dies auch immer wieder aktualisieren, um nicht permanent Missverständnisse zu erzeugen. In diesem Zusammenhang steht für mich auch die Frage, ob jemand, der neben die auf eine andere Person als ganze bezogene Lebensgemeinschaft, die sich auch und wesentlich in der sexuellen Beziehung darstellt, eine andere sexuelle Beziehung stellen kann, ohne die gemeinsamen ehelichen Grundverbindlichkeiten aufzukündigen.

 

Nun fragen Sie mich explizit als Vertreterin der evangelischen Kirche an. Geht es Ihnen eher um Lebensformen, sei auf die jüngst erschiene Orientierungshilfe der Evangelischen Kirche in Deutschland verwiesen: http://www.ekd.de/download/20130617_familie_als_verlaessliche_gemeinschaft.pdf, oder auch auf: http://www.ekkw.de/media_ekkw/downloads/ekkw_was_dem_leben_dient.pdf.  Die bisher einzige offizielle Äußerung der EKD zu sexualethischen Fragen stammt bereits aus dem Jahr 1971. Um den seitdem erfolgten gesellschaftlichen Wandlungsprozessen Rechnung zu tragen, erarbeitet eine Ad-Hoc-Kommission allerdings derzeit einen Beitrag mit dem Arbeitstitel „Sexualität als Gottesgabe und Gestaltungsaufgabe“.

 

Herzliche Grüße

Friederike Erichsen-Wendt, Pfrin.