Wie steht die Kirche zu Heilerinnen

Michael

Lieber Herr Muchlinsky,

die Frau eines guten Kollegen hat mir erzählt, dass Sie vor ein paar Jahren während einer Hausgeburt einen Engel gesehen hat und seit dem die Gabe hat Menschen zu heilen. Ich persönlich glaube zwar, dass es sehr sensible Menschen gibt, die dem Mitmenschen helfen können und ihn stärken können. Ähnlich denke ich auch übers Gebet. Aber die ganze Geschichte mit Engel, Elfen und Feen ist für mich sehr suspekt. Ich weiß es nicht wie ich das einordnen soll. Sie hat das so überzeugend gesagt, und ihr Mann, mein Kollege, ist ein so bodenständiger Mensch, aber steht voll hinter seiner Frau. Die Kinder des Paares sind getauft und sie gehen auch in die Kirche. Steht das nicht im Gegensatz zueinander?

Vielen Dank für Ihre Antwort.

Grüße Michael

Lieber Michael,

 

ich kann Ihre Skepsis gut nachvollziehen. Natürlich gibt es, wie Sie es ausdrücken, Menschen, die andere stärken können. Doch sind solche Erzählungen von Engelserscheinungen nicht ohne weiteres nachvollziehbar – erst recht nicht, wenn sie mit der Gabe einhergehen sollen, nun heilen zu können. Wenn ich die Sache mal ganz evangelisch angehen darf, so möchte ich zunächst feststellen: Sowohl Engel als auch die Gabe zu heilen sind biblisch bezeugt. Allerdings wird die Gabe zu heilen laut Bibel durch den Heiligen Geist verliehen, nicht durch Engel. Feen und Elfen gehören nun gar nicht in die biblische Tradition.

 

Ich kann mir vorstellen, dass es für Ihren Kollegen auch nicht leicht ist, wenn seine Frau auf einmal solche sehr speziellen spirituellen Erfahrungen hat und ihr Leben sich entsprechend ändert. Dass er, wie Sie sagen, "hinter ihr steht", ist zunächst einmal ein Ausdruck seiner Liebe zu ihr, und das ist gut. Natürlich gibt es Grundlagen unseres christlichen Glaubens, aber gleichzeitig leben wir in einer Zeit ausgesprochener Individualität, in der es selbstverständlich ist, dass wir aus verschiedensten Bereichen der Religion und auch anderer spiritueller Gegenden unseren individuellen Glauben zusammensetzen. Das führt freilich manchmal dazu, dass andere "nicht mehr mitkommen".

Wenn es Ihnen ein Trost ist, lassen Sie mich Ihnen noch sagen, dass die Aufnahme anderer religiöser Bräuche und Gedanken in den christlichen Glauben so alt ist, wie das Christentum selbst.

 

In der Hoffnung, Ihnen ein wenig weitergeholfen zu haben grüße ich herzlich

Frank Muchlinsky


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