Wer ist eine Christin, wer ist Christ?

Uwe
Die Antwort finde ich in der Bibel. Epheser 1:4, das ist Gottes Plan, wer kann den ändern? Ist dann nicht schon alles entschieden? Schwer vorzustellen, dass Menschen in Jesus sind. Aber ist Jesus in mir? Galater 2:20 ist noch schwerer zu glauben. Gottes Plan, das Menschen in Christus sind, ist schwer zu überprüfen. Aber wenn Jesus in mir ist müsste ich das doch merken? Gute Früchte habe ich auch schon Mal. Wie erkennt man Jesus in sich? Wie erkenne ich Jesus in anderen Menschen? Das schaffen die Jünger Pfingsten, jeder sah beim anderen etwas, das wie Feuerzungen aussah (Apostelgescht 2:3) Habe ich noch nie gesehen. Aber im Weltgericht sahen die Gerechten Jesus nicht (wann haben wir dich denn gesehen...Matthäus 25:37). Das ist mir bestimmt oft passiert und ich hätte helfen müssen, habe es aber nicht. Habe aber vielleicht den falschen Menschen geholfen. Mit freundlichen Grüßen von Uwe

Lieber Uwe,

da stellen Sie uns aber eine dicke Frage. In drei Schritten will ich eine Antwort versuchen. Wenn Ihnen meine Antwort zu lang ist, dann lesen Sie einfach nur den letzten Satz. 

Der Begriff "Christ" oder "Christin" taucht erst spät auf. In der Apostelbeschichte wird erzählt, wie das Evangelium von Jesus Christus Antiochia erreicht.  Hier kamen neue Gemeindeglieder hinzu, Menschen griechischer Abstammung. Die Gemeinde in Jerusalem war irritiert, denn Griechen galten als Heiden, die neuen Gemeindeglieder waren nicht beschnitten und konnten - so dachte man - nicht zur Gemeinde gehören.  Doch Barnabas und Paulus sahen deren Glauben und erkannten das erstaunliche Wachstum der Gemeinde. In diesem Moment fällt zum ersten Mal der Begriff: Die Christen. (Apostelgeschichte 11,26) Also: Sie fragen nach einem Begriff, der erst längere Zeit nach Jesu Tod und seiner Auferstehung durch einen unverhofften Missionserfolg entstanden ist.  In der Apostelgeschichte wird deutlich: Gottes Plan kann sich von dem Plan, den Menschen entwickelt haben, unterscheiden. Es geht hier um eine grundsätzliche Weichenstellung: "Des Menschen Herz erdenkt sich seinen Weg; aber der Herr allein lenkt seinen Schritt." (Sprüche 16,9) Wer Christin ist, wer Christ ist, liegt nicht in unserem Urteil, es ist von Gott entschieden. 

Für den einzelnen Menschen, für Sie und für mich, gilt diese Weichenstellung: Wir sind in unseren Entscheidungen frei und als freie Menschen sind wir Teil in dem Plan Gottes. Wer Christ ist, wer sich Christin nennen darf, entscheidet Gott, denn der Heiland will, "dass alle Menschen gerettet werden und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen." (1. Tim 2,4) Also: Gott hat sich für die Menschen entschieden. In Jesus ist er vorbehaltlos für alle Menschen eingetreten. Ob, wie und unter welchen Bedingungen Menschen sich diese Entscheidung zu ihrem Plan machen, bleibt ein Geheimnis. Die Grenzen zwischen dem, was ich sehe und dem, was Gott bewirkt, sind fließend. Eine letzte, individuelle Gewissheit gibt es nicht. Für Sie ist klar, wenn Sie sich als Christ fühlen, dann haben Sie in Gottes Plan eingewilligt und sind auf dem Weg der "Erkenntnis und Wahrheit". Das ist ein Grund, persönlich dankbar zu sein. 

Sie fragen: "Wer ist ein Christ?" Natürlich erreicht diese Frage auch das alltägliche Leben. Von uns Christinnen und Christen erwarten wir Unterschiede. Wie wird der lebendige Glaube an Jesus Christus in unserem Leben sichtbar?  Wie spüre ich diesen Glauben? Pfingsten zeigte sich der Heilige Geist in einem wahren Feuerwerk geistlicher Erfahrungen (siehe: Apostelgeschichte 2): Heftiges Brausen, Feuerzungen, Sprachentwirrung und dann heißt es: "Sie entsetzten sich aber alle und waren ratlos und sprachen einer zu dem andern: Was will das werden? Andere aber hatten ihren Spott und sprachen: Sie sind voll süßen Weins." (Apostelgeschichte 2,12+13 ) Solche Erfahrungen mit dem Heiligen Geist sind so kostbar, dass sie seit zweitausend Jahren erzählt werden. Ich hätte so ein eindeutiges Erlebnis gerne einmal geteilt. Für mich sind es die etwas kleineren, wenig spektakulären Momente, in denen der Heilige Geist seine volle Kraft entfaltet.  Ich denke an das Abendgebet meiner Mutter an meinem Kinderbett und weiß, dass sie eine Weiche gestellt hat, die mich in den Glauben hinein geleitet hat. Ich denke auch an den Kirchentag in Hannover, da sprach sangen wir beim Feierabendmahl und der Gesang war so leise und mächtig, dass wir alle elektrisiert waren. Solche Momente kennt der Glaube, man weiß sich in Gottes Plan geborgen. Es ist einfacher, wenn man nicht nach Feuerwerken des Heiligen Geistes sucht, sondern sein Wirken in der betenden Mutter und dem gemeinsamen Gesang zu erlebt. Ich bin mir sicher, dass Sie solche Erlebnisse kennen.

Glaube ist wie ein großer Raum, Christus hat ihn uns eröffnet und er erfüllt selbst diesen Raum, denn: "Gott ist Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm." (1. Johannesbrief 4,16b)  Gerne würde ich von Gottes Gegenwart und seiner Liebe mehr spüren. Auch Dankbarkeit würde ich gerne häufiger erleben. Aber Gott ist Liebe, die bleibt häufig ohne sichtbare Antwort- Darum ist Jesu Rede vom Weltgericht eine dringende Einladung: Seht hin, geht nicht vorbei, helft in der Not, Ihr habt genug zu tun.  (Siehe: Matthäus 25,31-46). Diese Einladung zu einem lebendigen Christsein höre ich und ziehe daraus meine Konsequenten. Ich bitte Gott, dass richtig ist, was ich tue. 

Christ bin ich als hörender Mensch und der lebendige Glaube bleibt immer auch unvollständig, ein Versuch, auf Gottes Gnade ist der Glaube immer angewiesen. Aber trotzdem gilt: "Weder Hohes noch Tiefes noch irgendeine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn." (Römer 8,39) 

Wer ist Christ? Woran erkenne ich das? An Gottes Zusage, die allen Menschen gilt. 

Freundlich grüße ich Sie, Ihr Henning Kiene

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