Guten Abend Herr Muchlinsky,
Ich bin vor einiger Zeit auf diese Seite gestoßen und bin echt begeistert, dass sie den Menschen eine Möglichkeit geben, Antworten auf deren Fragen zu bringen!
Ich bin evangelisch-lutherisch und glaube auch an Gott!
Meine Frage an sie wäre, ob es die in der Bibel beschriebenen Dämonen wirklich oder wie kann man das verstehen?
Ich habe gehört dass die evangelische Kirche den Glauben an Dämonen ablehnt, also dass es sie nicht gibt!
Eine gute Freundin von mir ist eine überzeugte Katholikin und glaubt daran, dass es sowas gibt da die Bibel es so erzählt!
Mich persönlich beunruhigt dieser Gedanke sehr, deswegen wollte ich sie gerne um ihre Meinung bitten!
Mit 13-14 Jahren habe ich mit Freundinnen gerne die okkulte Praktik Gläserrücken durchgenommen!
Das ist schon einige Jahre her und ich würde es auch nie wieder machen!
Einerseits ist das Phänomen wissenschaftlich bewiesen worden, ich hatte auch keine besonders schlechten Erfahrungen damit gesammelt und irgendwann den Glauben daran verloren, andererseits liest man sehr krasse Geschichten und Erfahrungsberichte im Internet darüber, aber wer weiß ob diese stimmen!
Beunruhigen tut mich es aber dennoch!
Vor kurzem habe ich erfahren dass okkulte Praktiken im Christentum verboten sind und ich habe unter Tränen um Vergebung gebetet, ich habe danach mit meiner gläubigen Freundin gesprochen und sie sagte dass die Dämonen oder Geister längst weg sind, weil Gott stärker ist!
Wie steht die evangelische Kirche zu okkulten Praktiken und zu Dämonen?
Sollte man die Bibel wortwörtlich nehmen?
Ich bedanke mich schon mal für ihre Antwort!
Frau P.
Liebe Frau P.,
Dämonen sind so real wie Gläserrücken und Pendeln. Wer daran glaubt, dass sie existieren, wird ihnen auch begegnen. Ebenso, wie das Pendeln "funktioniert", weil es eben von Menschen gemacht wird, die daran glauben, dass es funktioniert. Die Hand, die das Pendel hält, wird unbewusst tun, was die Person befürchtet oder erhofft. Das Pendel verstärkt diese winzigen Bewegungen der Hand. Ebenso funktionieren Gläserrücken und andere sogenannte okkulte Praktiken. Wer sich darauf einlässt, schafft eine eigene Wirklichkeit, in der Geister Hände führen oder – und hier wird es bedrohlich – ganz von Menschen Besitz ergreifen.
Existieren also solche Geister oder Dämonen? Nicht für diejenigen, die von außen zuschauen. Für diejenigen, die sie sozusagen heraufbeschwören, existieren sie allerdings sehr wohl, und das macht sie gefährlich.
Was die biblischen Geschichten von Geistern angeht, die Jesus ausgetrieben hat, so gilt im Grunde dasselbe: Ein Mensch, der um sich tritt, schreit, zuckt und spuckt und mit einer Stimme spricht, die sich nicht wie seine eigene anhört, macht Angst. Er scheint "außer sich" zu sein, "nicht er selbst". In unserer Sprache haben wir ein wenig von dem bewahrt, was zu biblischen Zeiten ein selbstverständlicher Teil der Welt war: Die Vorstellung davon, dass jemand anderes als die "besessene" Person selbst in seinem Kopf und Körper das Sagen hat. Therapien im 21. Jahrhundert nach Christus zielen ebenso wie die "Dämonenaustreibungen" Jesu darauf, den Menschen wieder zum Herren im eigenen Geist zu machen. Der Unterschied liegt lediglich darin, wie man das Leiden des Betroffenen beschreibt und nennt.
Das Ausprobieren sogenannter okkulter Praktiken ist durchaus verzeihlich, vor allem wenn man sich in der Jugend damit beschäftigt. Als erwachsener Mensch sollte man sich klar machen, dass man Welten und Wesen schaffen kann und sie eine Menge Kraft entwickeln und sich sogar verselbstständigen können. Darum noch einmal: Dämonen "gibt" es nicht, aber man kann sie "erschaffen". Wenn das Christentum also davon dringend abrät, sich mit solchen Praktiken zu beschäftigen, geschieht das aus der Sorge heraus, dass sich Menschen Böses einbrocken.
Sorgen Sie sich also nicht! Ihre Freundin hat Recht: Wenn Sie Gott in Ihrem Leben Platz einräumen, ist für Dämonen keiner mehr übrig.
Alles Liebe!
Frank Muchlinsky