sonntägliche Predigt-Bibelstellen

Ingrid

Sehr geehrter Herr Muchlinsky, ich hätte gern eine Übersicht der Bibelstellen, über die in 2016 sonntäglich gepredigt wird. Auch gerne Informationen darüber, wie und durch wen die Auswahl getroffen wird. Über dieser Möglichkeit, bei Ihnen anzufragen, steht : "auch im Internet, zum Beispiel bei der Deutschen Bibelgesellschaft". Ich habe versucht, sie dort zu finden, vergeblich.

Liebe Schreiberin,

würden wir gerade beeinander sitzen, hätte ich Ihnen gerne mein  evangelisches württembergisches Gesangbuch gezeigt. Dort sind nämlich im  hinteren Teil alle Sonntag zusammen gestellt. Man nennt das, was Sie suchen: Perikopenordnung. Unter diessem Stichwort finden Sie bei Wikipedia einen sehr guten und ausführlichen Text. Dort sind auch alle Sonntag mit allen Texten zusammen gestellt: https://de.wikipedia.org/wiki/Perikopenordnung

Die geltende Perikopenordnung wurde von der Liturgischen Konferenz der ekd erarbeitet und am 1. Advent 1978 eingeführt

Ich hoffe, das ist das, was Sie suchten. Mit herzlichen Grüßen, Ihre Sabine Löw

Was mir noch wichtig ist zu sagen: Seit einigen Jahren wird in den evangelischen Kirchen über eine Änderung dieser Empfehlungen diskutiert. Dazu können Sie hier nachlesen:

Perikopenrevision

Die Perikopenrevision kommt, aber moderat

Fast 40 Jahre nach der letzten Überarbeitung haben die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), die Union Evangelischer Kirchen (UEK) und die VELKD beschlossen, die Perikopenordnung behutsam weiterzuentwickeln. So soll der Anteil alttestamentlicher Texte etwa verdoppelt werden. Insgesamt wird mehr Abwechslung gewünscht, was biblische Bücher, aber auch Textgattungen und Themen angeht. Auch die Wochensprüche und Wochenlieder werden in die Revision einbezogen. Alle Texte sollen sich nach dem Konsonanzprinzip möglichst gut in den „Klang-Raum“ (K. Raschzok) eines Sonn- oder Feiertags einfügen. Nach zwei Vortests wurde im Kirchenjahr 2014/2015 ein Entwurf zur Neuordnung geprüft.

Erprobung – Auswertung - Weiterarbeit

An der Erprobung der überarbeiteten Reihen konnten sich alle Interessierten beteiligen, indem sie zu einzelnen Sonntagen sowie zum Gesamtentwurf online Stellung nahmen. Probelektionare mit Hintergrundinformationen und den neuen Text- und Liedvorschlägen waren über die Landeskirchen verteilt worden. Der Entwurf kann immer noch als PDF-Datei hier und auf www.perikopenrevision.de heruntergeladen werden. Die Phase der Rückmeldungen ist allerdings abgeschlossen. Die Koordinierung und Auswertung der Stellungnahmen erfolgt in den Landeskirchen. Nach Einarbeitung der landeskirchlichen Voten und endgültiger Beschlussfassung über die neuen Texte soll am 1. Advent 2018 EKD-weit mit einem neuen Lektionar, einem neuen Perikopenbuch, neuen Wochenliedsammlungen und neuen Predigthilfen gestartet werden.

Hintergrund

Die aktuelle Perikopenordnung gilt seit 1978. Sie hat eine hohe Dignität, auch weil sie Traditionen bewahrt, die bis in die Reformationszeit, teilweise sogar bis ins frühe Mittelalter zurückreichen. Wie tief sie im kirchlichen Leben verwurzelt ist, zeigt eine breit angelegte empirische Studie der Theologischen Fakultät Leipzig aus dem Jahr 2010, bei der Haupt- und Ehrenamtliche zur Perikopenordnung befragt wurden. Die Ergebnisse belegen einerseits deren erstaunlich hohe Bindungskraft. Fast zwei Drittel der Nutzer folgt den vorgegebenen Texten immer, nur 3 Prozent selten oder nie. Andererseits hält die überwiegende Mehrheit der Befragten keine umfassende Überarbeitung, sondern lediglich einige Verbesserungen für nötig. Fazit der Autoren der Studie: „Die Perikopenordnung gibt Verlässlichkeit und Sicherheit, was nicht bedeutet, dass die derzeitige Ordnung nicht an verschiedenen Stellen verändert werden kann – und aus Sicht vieler Befragter auch sollte“.

In ihrem Geleitwort schreiben die leitenden Geistlichen von EKD, UEK und VELKD: „Der Impuls zur Veränderung und die Treue zu Bewährtem stehen bei der jetzigen Revision in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander. Wir hoffen auf eine breite Beteiligung am Stellungnahmeverfahren und auf intensive Diskussionen.“