Lieber Pastor Frank Muchlinsky,
als älterer Mensch bereite ich einen Vorsorgeordner vor. Ich möchte eine Urnenbestattung nach meinem Ableben haben. Auf meine Frage, ob dieses christlich ist, bekomme ich keine Antwort oder die, das es jeder für sich entscheiden muss.
Können Sie mir bei meinem Problem helfen?
Lieber Reinhard,
Traditioneller weise verbrennen Christinnen und Christen ihre Toten nicht. Die ersten Christen haben die Begräbnisriten natürlich aus dem Judentum übernommen, aus dem sie hervorgegangen sind. Juden und Christen legen den Körper ihrer Verstorbenen in die Erde, von der es heißt, dass wir aus ihr gemacht wurden. Vielleicht erinnern Sie sich an die Schöpfungsgeschichte, in der der erste Mensch von Gott aus Lehm geformt wird? Später, als es darum geht, dass er auch sterben wird, sagt Gott zum Menschen: "Du bist Erde und sollst zu Erde werden." (1. Mose 3,19).
Außerdem glauben Christen, dass eines Tages – am Ende aller Zeiten – die Toten auferstehen werden. Sie werden sozusagen neu aus den alten Knochen auferstehen. Wie genau man sich das vorzustellen hat, weiß niemand, und auch in der Bibel gibt es darüber nur Vermutungen. Wir lassen den alten Körper also einfach langsam vergehen, damit Gott ihn neu schaffen kann, wenn es an der Zeit ist. Einen Körper zu verbrennen, wird darum von einigen Christen eher als gewaltsamer Akt verstanden.
Allerdings gibt es mittlerweile auch christliche Beerdigungen von Urnen. Die evangelische Kirche hat in den 1920er Jahren als Bestattungsform akzeptiert, die römisch-katholische Kirche führt Feuerbestattungen seit 1963 durch. Es ist also tatsächlich so, dass Sie sich entscheiden können, was Sie gern für Ihre Bestattung hätten.
Ich hoffe, das hilft ein wenig weiter? Herzliche Grüße!
Frank Muchlinsky