Darf ich auch für Unwichtiges beten?

Lina
Gebete die einem am Herzen liegen kann es nie genug geben
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Lieber Herr Muchlinsky,

wenn ich zu Gott bete, dann bitte ich lediglich um das Wichtigste, das ist für mich die Gesundheit der mir am Herzen liegenden Menschen. Denn ich befürchte, dass die wirklich wichtigen Dinge ihre Bedeutung verlieren, wenn ich mich bei jedem noch so kleinen Problem mit der Bitte um Unterstützung an Gott wende. Ich frage mich, ob es nicht selbstsüchtig ist, angesichts solch bedeutender Dinge wie der Gesundheit auch noch um Unterstützung für wesentlich unwichtigere Dinge zu bitten. Daher sage ich mir, ich sollte es dabei belassen, um Gesundheit zu bitten und nicht noch mehr verlangen.

Wie stehen Sie dazu?

Ich wäre Ihnen für eine Antwort sehr dankbar!

Liebe Lina,

was für ein zerbrechliches Gut unsere Gesundheit ist, wird vielen von uns in diesen Tagen schmerzlich bewusst. Das Coronavirus bestimmt unser Leben in einer Weise, wie wir es uns vor wenigen Wochen noch nicht einmal vorzustellen wagten. Jetzt sind Ländergrenzen dicht, Kinder können nicht mehr zur Schule gehen und Versammlungen dürfen nicht mehr stattfinden. Ein Urlaub, auf den wir uns lange gefreut haben, das Studium, das wir möglichst schnell abschließen wollten oder die Familienfeier, die seit langem geplant ist, all diese Dinge müssen zu Gunsten unserer Gesundheit nun warten. Doch das alles geschieht, weil wir wissen: Das Leben ist kostbar und die gesundheitliche Versorgung muss nun insbesondere für die Menschen aufrechterhalten werden, die besonderen Schutz brauchen. Wir nehmen Einschränkungen in Kauf und stellen viele Bedürfnisse für die nächste Zeit zurück. Und das ist richtig so. Denn indem wir verzichten, können wir das Leben unzähliger Menschen schützen.

Liebe Lina, der hohe Wert unserer Gesundheit ist dir offensichtlich sehr präsent. Deshalb bittest du Gott in deinem Gebet um Gesundheit für deine Liebsten. Das ist gut verständlich und diese Bitte ist ganz sicher im Gebet gut aufgehoben. Du schreibst aber auch, dass du in deinem Gebet andere, scheinbar unwichtigere Dinge zurückstellst, damit dein Wunsch nach Gesundheit vor Gott nicht an Bedeutung verliert. Ich glaube nicht, dass diese Gefahr droht. Denn ein Gebet ist ein Wunsch, eine Bitte, ein Gespräch, indem wir uns vor Gott offenbaren dürfen. Und ich glaube, dass Gott sehr genau weiß, was wir brauchen, manchmal vielleicht sogar besser, als wir es selbst wissen.

Das Gebet ist eine Form des Ausdrucks vor Gott. Hier können wir vorbringen, was uns im Innersten beschäftigt. Wir können uns Gott im Gebet in dem Glauben anvertrauen, dass er in unsere Herzen sieht. Wenn ich bete, fühlt es sich oft so an, als würde ich einfach alle Schranken aufmachen. Ich kann alle Barrieren, hinter denen ich mich im Alltag zurückhalte, beiseite räumen. Denn ich glaube, dass wir uns vor Gott sowieso nichts verstecken können. Er kennt uns so, wie wir sind. Und er hat uns so, wie wir sind, in Liebe angenommen. Es ist uns deswegen geschenkt, dass wir im Gebet – zumal im persönlichen, stillen Gebet – vor Gott einfach ganz ehrlich sein können. Es können auch ganz hässliche Gedanken sein, die wir Gott auf diese Weise mitteilen. Denn das menschliche Herz, so bin ich überzeugt, ist niemals nur wohltätig und selbstlos. Sondern auch egozentrisch und bisweilen rücksichtslos. Das Beruhigende ist, dass wir davon ausgehen können, dass Gott dies alles im Gegensatz zu uns nicht ist. Gott ist gut, so gut, dass er uns auch unsere rücksichtslosen Gebete verzeiht. Und so gut, dass auch unsere selbstsüchtigsten Gebete Gottes guten Willen niemals zerstören können.

Gerade in diesen Tagen ist die Sorge um unsere Gesundheit besonders präsent. Und weil diese Sorge so viel Raum einnimmt, soll sie auch im Gebet ihren Platz finden. Wir dürfen in dem Vertrauen darauf beten, dass Gott um unsere Angst vor Krankheiten weiß. Aber genauso können wir im Vertrauen darauf beten, dass Gott um alles weiß, was hinter dieser Angst gerade zurücksteht. Deshalb wende dich an Gott ruhig mit allem, was dir auch sonst noch auf dem Herzen liegt! Gott weiß, dass wir Menschen mit allen möglichen Bedürfnissen sind. Und auch wenn wir so manche Bedürfnisse in unseren Handlungen zurzeit aus gutem Grund  zurückstellen, so dürfen wir uns im Gebet vor Gott frei fühlen, alles vorzutragen, was uns auf dem Herzen liegt.

Liebe Grüße,

Louisa Braeuer

 

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