Wohlfahrtsmarken - Porto mit Herz?
Die Kirchengemeinden erhalten die Wohlfahrtsmarken zum regulären Preis. Eine 55 Cent Briefmarke also für 55 Cent, eine 90 Cent Briefmarke für 90 Cent und so fort......
Auf der Wohlfahrtsmarke steht jedoch der Betrag von 55 Cent plus 25 Cent.
Die Kirchengemeinden tun also nur so, als ob sie mehr für das Porto bezahlt hätten, obwohl das gar nicht der Wahrheit entspricht.
Sind das nun die wahren kirchlichen Werte? Oder machen die Kirchengemeinden absichtlich Werbung für den Wohlfahrtsverband und bekommen dafür Provision?
Die aktuellen Marken von 2012 zeigen die Edelsteine Rubin, Smaragd und Saphir. Da verkörpert die Kirche doch tatsächlich ihre "wahren Werte" auf der Kirchenpost.
Erst gestern habe ich Post von der Gemeinde bekommen. Ein kopierter Dankesbrief für meine Spende, mit den kopierten Unterschriften von den Chefs der Gemeinde (1.Laie und 2.Profi). Ach ja! Ein Rubin war draufgepappt, auf dem Umschlag. Eine Wohlfahrtsmarke 55 + 25 = 80 Cent. Da suggeriert Kirche ihren Gliedern, dass sie selber großzügig spendet.
Übrigens: Über 4 Milliarden verkaufte Wohlfahrts- und Weihnachtsmarken mit einem rein rechnerischen Zuschlagserlös von mehr als 600 Millionen Euro hat in den vergangenen 60 Jahren die Post erzielt. Nein, natürlich nicht die Post, sondern das Konkurrenzunternehmen, das Sozialwerk, also der Wohlfahrtsverband. Ist das Sozialwerk und die evangelische Kirche in Deutschland die neue Deutsche Bundespost?
Letztes Jahr habe ich zwei nackte Herren im Bad bekommen. Von Loriot. Natürlich nur auf der Wohlfahrtsmarke.
Übrigens: Die Saphirmarke ist also die 145 Cent Marke plus 55 Cent.
Rein rechnerisch natürlich! Vielleicht gibt`s auch bald die Ostermarke?
Lieber Gast,
es ist in der Tat so, dass die Freien Wohlfahrtverbände die Wohlfahrtsmarken zum reinen Frankaturwert erhalten. Das heißt für eine 55 Cent-Marke zahlen sie auch nur 55 Cent und nicht den Zuschlag. Es wäre ja auch ein wenig merkwürdig, wenn die Organisationen, denen die Zuschläge zugute kommen sollen, sich auf diese Weise selbst unterstützen würden.
Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (also die Empfängerin der Zuschüsse dieser Marken) setzt sich aus den Spitzenverbänden der Freien Wohlfahrt zusammen, darunter auch die beiden großen kirchlichen Wohlfahrtsverbände Diakonie und Caritas. Darum dürfen auch die Kirchengemeinden die Marken zum Frankaturpreis bekommen, wenn sie die Marken für die eigene Geschäftspost verwenden möchten.
Der Grund, warum Kirche und Wohlsfahrtsverbände gern die Wohlfahrtsmarken nutzen, ist von Ihnen ganz richtig erkannt worden: Sie wollen Werbung für diese Marken machen, außerdem können sie quasi ein Markenzeichen sein. Nicht beabsichtigt ist zu suggerieren, man spende selbst mit jedem so frankierten Brief, doch kann ich Sie verstehen, wenn es bei Ihnen so ankommt. Insgesamt klingt in Ihrem Beitrag Ärger an: Weisen deutlich darauf hin, dass Ihnen ein lediglich kopierter Dankesbrief für Ihre Spende zugeschickt wurde – zumal mit kopierten Unterschriften. Vielleicht gehen Sie einmal zu einer der Personen, deren Unterschriften das Dankesschreiben zieren und sagen Sie ihr, dass Sie sich über einen persönlicheren Dank mehr gefreut hätten.
Was die Motive der Wohlfahrtsmarken angeht, so kann man sicherlich unterschiedlicher Meinung sein, ob Edelsteine oder Loriot geeignet sind auszudrücken, was diese Marken wollen. Andererseits wäre jedes Jahr eine Neuauflage von „Helfer der Menschheit“ (wie in den ersten neun Jahren) meiner Meinung nach auch ein wenig langweilig gewesen.
Ich grüße Sie herzlich!
Frank Muchlinsky