Lieber Herr Muchlinsky, gestern laß ich in der Zeitung, dass in Südafrika ein neuer Urmensch entdeckt wurde. Geschätzte 2 Millionen Jahre alt, anscheinend eine der größten Sensationen auf diesem Gebiet. Nun muss ich gestehen, dass diese Entdeckung auch in mir neue Fragen aufwirft. Wo kommt der her, ist die Menschheit wirklich schon so alt und vor allem wie passt das mit der Schöpfungsgeschichte zusammen? Sind die Schriften der Bibel nun anders zu deuten? Wie passen solche Entdeckungen und christliche Glaube zusammen? Vielleicht können Sie etwas Licht ins urzeitliche Dunkel bringen. Beste Grüße Ralf Gehring
Lieber Herr Gehring,
Sie sind hier an einem Klassiker der Fragen: Das Verhältnis von Schöpfung und Evolutionstheorie.Darüber haben sich schon viele Menschen Gedanken gemacht - und ihre Meinungen gebildet.
Ich möchte Ihnen sagen, wie ich es sehe.
Für mich sind solche Funde kein Widerspruch zu meinem Glauben. Die Schöpfungsgeschichte in der Bibel ist kein naturwissenschaftlicher Bericht. Er erklärt keine biologischen Phänomene. Die Schöpfungsgeschichte in der Bibel erklärt mir vor allem: Die Welt ist aus Gottes Hand. Auch mein Leben. Außerdem sind diese biblischen Erzählungen relativ jung (586 bis 538 v. Chr entstand der erste Schöpfungsbericht im babylonischen Exil)
Wenn die Bibel von einer Schöpfung in sieben Tagen redet, ist damit auch nicht gemeint: sieben mal 24 Stunden. Sondern hier wird etwas über das Verhältnis von Gott und Mensch ausgedrückt. Seine Innigkeit zu dieser Welt.
Mein Lieblingssatz aus der Schöpfungsgeschichte ist übrigens:Gott sprach: Es werde Licht! und es ward Licht (1. Mose, 1, 3). Da bekomme ich Gänsehaut - vor allem beim hebräischen Urttext.
Wenn 2 Millionen alte Knochen in Südafrika gefunden werden - finde ich das spannend und interessant. - Und eine Aufgabe für die Naturwissenschaft.
Meinen Glauben berührt das nicht. Höchstens insofern, dass es mich noch weiter ins Staunen führt über Gottes Schöpfung.
Das Leben ist schön!
Herzlich,
Ihre Sabine Löw