Nach dem Tod meines Mannes haben sich meine Nachbarn , russische Baptisten sehr um mich gekümmert. Ich bin in der Gemeinde mit großer Herzlichkeit aufgenommen worden.Ich fühle mich dort rundum wohl. Aber sie erkennen weder meine Taufe noch die Konfirmation an.Deshalb kann ich auch nicht am Abendmahl teilnehmen. Mir widerstrebt aber eine erneute Taufe. Was soll ich tun ?
Liebe Frau Bohnes,
es freut mich, dass Sie nach dem Tod Ihres Mannes eine Gemeinschaft gefunden haben, die Ihnen geholfen hat. Was die Tatsache angeht, dass man ihre Taufe nicht anerkennen will, so haben Sie sicherlich schon im Gespräch ehrausgefunden, warum das so ist. Es gehört zum baptistischen Grundverständnis, dass man sich nur als mündiger Mensch taufen lassen kann, weil man nur dann auch selbst "ja" zu dieser Taufe sagen kann. Und nicht "gültig" getaufte Menschen werden von vielen Gemeinden nicht zum Abendmahl zugelassen.
Ich kann Ihren Wunsch sehr gut verstehen, ganz zu einer Gemeinschaft dazugehören zu wollen, die sich Ihnen gegenüber so freundlich gezeigt hat. Dazu würde sicherlich auch das gemeinsame Mahl gehören. Wenn man allerdings von Ihnen eine zweite taufe verlangt, so verstehe ich Ihr Zögern mindestens ebenso gut. Als Pastor einer lutherischen Kirche bin ich sehr strikt dagegen, jemanden zweimal zu taufen. Nach meinem Verständnis ist Ihre Taufe gültig und sie ein zweites Mal durchzuführen, würde in meinen Augen Gott nicht zutrauen, dass er es ernst meint mit seiner Zuwendung an Kinder. Darum kann ich Ihnen schlecht einen Rat geben, außer, dass Sie sich fragen, wie wichtig Ihnen die Teilnahme am Abendmahl in dieser Kirche ist. Wenn Sie mit dem Gedanken spielen, dass Sie ohnehin gern zu dieser Gemeinde gehören möchten, dann wäre es sicherlich nicht zu vermeiden, dass Sie sich zu einer erneuten Taufe entschließen. Aber vielleicht ist es ja auch einfach schön in dieser Gemeinschaft, ohne diesen Schritt zu tun. Entscheiden müssen Sie das selbst.
Ich wünsche Ihnen alles Gute und grüße herzlich
Frank Muchlinsky