Kleiderordnung der Baptisten/Pfingstler

Mirja
Frau mit Dutt von hinten
© Frederic Cirou/PhotoAlto/Getty Images

Hallo Frau Heu,
vielen Dank Ihnen allen für diese tolle Seite, die mir schon viele Fragen beantwortet hat.
In Nachbarschaft mit mehreren Familien aus Baptisten-/Pfingstlerfamilien (kenne deren Unterscheidung nicht) lebend frage ich mich schon lange, worauf deren strenge Kleidungsvorschriften beruhen. Die Frauen tragen ausschließlich Röcke, die Haare niemals offen sondern immer akkurat zu einem Dutt oder ähnlichem frisiert, Schuhe stets flach.
Gibt es für diesen Dress Code Anhaltspunkte in der Bibel? Ich habe dazu (bislang) nichts finden können.
Vielen herzlichen Dank für eine Antwort.

Liebe Mirja, 

auf Ihre Frage gibt es verschiedene Antwortmöglichkeiten. Vielleicht kann Ihnen meine Antwort weiterhelfen. Sicher werden Sie anderenorts aber auch auf andere Argumentationen in diesem Kontext treffen. Grundsätzlich gibt es in vielen christlichen Konfessionen Mitglieder, die ein eher konservatives bzw. eher traditionelles Verständnis der Religion vertreten und solche, die sich davon distanzieren und sich eher progressiv oder dem Zeitgeist nach verhalten. Demnach gibt es sowohl unter den Baptist*innen und Pfingstler*innen, die beide außerhalb der Landeskirchen als Freikirchen zählen, aber auch unter Lutheraner*innen oder Reformierten, die sich in Landeskirchen organisieren, eher Traditionellere und eher Progressivere. Ein konkretes, ja anschauliches Beispiel, an dem man direkt, von außen sozusagen, gut sehen kann, dass es sich um traditionellere Christ*innen handelt, ist die Kleidung. In dem von Ihnen beschriebenen Fall liegt also ein traditionelles Familienbild zugrunde, indem die Frau ihren Körper "verhüllt" (durch den Rock), so dass nicht alle Welt ihre Körperform sehen kann. Hier bezieht sich die Verhüllung oder Verschleierung auf die Beine. Das könnte man mit der Burka im Islam vergleichen, die eine ganz ähnliche Funktion erfüllen soll. Eine konkrete Bibelstelle, auf die das zurückgeht, kann ich Ihnen dazu leider nicht nennen, verweise aber auf den Kirchenvater Augustin, der sich auf Paulus berufend, das Konzept der sog. Leibfeindlichkeit geprägt hat. Augustins Argumentation lesend, würden Sie sicher viele Bibelstellen finden, die das belegen. 

Ich möchte Sie abschließend gern noch darauf hinweisen, dass es möglicherweise so ist, dass es v.a. die baptistischen oder pfingstlerischen Gemeinden trifft, die sich an solche traditionellen Familienbilder halten. Allgemein sollte das aber niemals nur auf diese beiden Konfessionen beschränkt betrachtet werden. Denn es gibt auch strenge lutherische Christinnen, die sich sonntags an eine bestimmte Kleiderordnung (vielleicht z.B. ein ausgefallener Hut oder ein Kostüm) halten ohne Baptistinnen oder Pfingstlerinnen zu sein. Es kommt also auch sehr auf die Gemeinde an, in der sie sich befinden. Scheinbar handelt es sich bei Ihren Nachbarn um eine eher traditionelle bzw. konservative Gemeinde (häufig ist das geprägt durch die in diesen Konfessionen oft charismatische Pfarrperson).

Viele Grüße

Pia Heu  

Fragen zum Thema

Liebe Frau Albert, ein „Pfarrer i.E.“ ist ein "Pfarrer im Entsendungsdienst“ Das…
Sehr geehrter Patrick, Sie haben richtig bemerkt, dass es mit der neuen Perikopenordnung…
Lieber Stefan,  wir sind auf jeden Fall schon einmal zu zweit, denn auch ich…

Schlagworte