Man verweigert mir eine Aussprache - wie gehe ich damit um?

Elisabeth
Frau spaziert in Natur
© Axel Holen/Unsplash

Gute Tag,

ein Mensch in unserer Gemeinde, den ich liebe, verweigert mir eine Aussprache. Dies lässt mich verzweifeln, denn ich akzeptiere sein "Nein" zu einer Partnerschaft, aber ich kann kaum ertragen, dass wir zukünftig nicht aufeinander zugehen können oder selbstverständlich ein paar freundliche Worte wechseln. Um nicht am Schmerz zugrunde zu gehen, möchte ich nicht mehr in die Kirche gehen. Wie kann ich mit dieser Situation umgehen?

Mit freundlichen Grüßen, 

Elisabeth

 

Liebe Elisabeth, 

vielen Dank für Ihr Vertrauen. Wenn ich Ihre Zeilen lese, ahne ich, wie bedrückend diese ganze Situation für Sie ist. Sie erleben, dass jemand, für den Sie Gefühle haben, diese Gefühle nicht erwidert. Wie gut, dass Sie sagen können, dass Sie in der Lage sind, sein Nein zu einer Partnerschaft zu akzeptieren. Dennoch bleibt der Wunsch nach einer Aussprache und nach einem normalen und freundlichen Umgang miteinander. Das kann ich gut verstehen. 

Erschwerend kommt hinzu, dass dieser Mensch Teil ihrer Gemeinde ist, und sie so offenbar im Gemeindeleben immer wieder aufeinander treffen. Die Kirchengemeinde ist ja eigentlich ein Ort, wo Sie die Möglichkeit haben, in gute Kontakte zu kommen und Bestärkung für Ihr eigenes Leben zu erfahren. Nun ist genau dieser Ort derjenige, wo sie sich immer wieder konfrontiert sehen mit diesem anderen Menschen, der nicht bereit ist zum Gespräch mit Ihnen. Diese Situation ist gar nicht leicht. 

Ich stelle mir vor, dass das, was Sie da erleben auch ein großes Gefühl der Ohnmacht bedeutet. So gern würden Sie den anderen Menschen zu einem Gespräch bewegen, aber die andere Person will das nicht und blockt ab - und daran können Sie nichts ändern. 

Wichtig scheint mir in einer solchen Situation zu sein, dass Sie versuchen, Ihre Aufmerksamkeit auf die Dinge zu richten, die in Ihrer Hand liegen. Ich weiß, dass das gar nicht leicht ist. Aber vielleicht gelingt es Ihnen, hier und da mal ihren Fokus auf die Frage zu richten, was Ihnen jetzt gut tut und wie Sie für sich sorgen können, damit es Ihnen gut geht. Das können ganz kleine Dinge sein wie ein kurzer Spaziergang im Wald oder ein halber Tag in der Sauna, ein Treffen im Café mit einer Freundin oder was Ihnen sonst Freude macht. 

In der Tat kann für sich zu sorgen in Ihrem Fall auch bedeuten, dass Sie eine Zeit lang mal nicht zu Gemeindeveranstaltungen gehen, um einfach Abstand zu gewinnen. Vielleicht gibt es eine andere Gemeinde vor Ort, wo sie in dieser Zeit Anschluss finden können. Irgendwann, wenn Sie den nötigen Abstand für sich gefunden haben, ist es ja dann vielleicht möglich, auch wieder in ihre Gemeinde zu gehen. 

Vielleicht kann es auch ein Weg sein, mal mit ihrem Seelsorger oder Ihrer Seelsorgerin vor Ort über dieses Thema ins Gespräch zu kommen. 

Wie auch immer Sie entscheiden, was nun zu tun ist, um gut für sich zu sorgen - ich wünsche Ihnen dabei Gottes Segen. 

Herzlich

Katharina Scholl

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