Vielleicht ist das ja ein banales Problem, aber meine Frau und ich gehen kaum noch aus. Früher sind wir häufig ins Theater gegangen oder ins Kino, aber jetzt schaffen wir es einfach nicht mehr, abends loszugehen. Meistens fühlen wir uns einfach müde und schauen höchstens noch ein Vide oder so. Was können wir tun?
Lieber Peter,
es gibt keine banalen Fragen, nur persönliche Irritationen, die Fragen hervorrufen. Gut, dass Sie sich an mich wenden, denn ich kenne diese Situation selber auch sehr gut.
Seit wann verbringen Sie und Ihre Frau die gemeinsamen Abende zuhause und was genau vermissen Sie beide seitdem? Sind es die Anregungen und Impulse, die Sie durch kulturelle Veranstaltungen bekommen? Sind es die lebendigen Gespräche, die dadurch entstehen? Ist es der Austausch mit Menschen, die Sie dort treffen oder überhaupt der Kontakt zu Freunden?
Mein Mann und ich haben das Problem so ausgehebelt: wir verlegen unsere Verabredungen auf die Vormittage am Wochenende. Ein schönes Frühstück oder ein Brunch in der Stadt, danach Kino, eine Vernissage, die neue Ausstellung im Museum, die Matinée im Theater. Das gibt jede Menge Anregungen zum Austausch. Auch Besuche von und bei Freunden finden oft tagsüber statt. So sind die Abende zuhause wie eine kuschelige Entspannungsoase und viele Bedürfnisse sind erfüllt.
Generell finde ich es völlig in Ordnung, wenn es Phasen gibt, in denen die Couch ein viel benutztes Möbelstück ist. In Zeiten großer Arbeitsbelastung fehlt nun mal die Energie zum Ausgehen. Ganz davon abgesehen, dass wir mit 25 lieber um die Häuser ziehen als mit 50.
Was aber, wenn Sie oder Sie beide tatsächlich an (tatsächlicher oder gefühlter) Arbeitsüberlastung leiden und deswegen jeder Schwung fehlt? Nun, dann sieht die Situation anders aus. Dann sollten Sie darüber nachdenken, welche Energieräuber Ihnen die Lebensfreude klauen. Was genau macht Ihr Leben zu anstrengend? Welche Bedürfnisse werden seit langen nicht mehr wahrgenommen? Fehlt es an Unterstützung durch den Chef, an Kollegialität, Struktur innerhalb der Abteilung oder an Sinn und Wirksamkeit? Dann sollten Sie mit den KollegInnen oder Ihrer Führungskraft sprechen und Ihre Irritationen in sachlichen Worten darlegen. Eine Umverteilung der Aufgaben tut vielleicht not oder eine flexiblere Arbeitszeit. Die Gründe für Ihre Erschöpfung können vielfältiger Natur sein.
Wenn Sie mögen, schreiben Sie mir gerne einfach noch einmal, falls meine Antwort eine neue Fragestellung hervorruft und Sie genauer auf ein bestimmtes Lebensfeld schauen möchten.
Bis dahin wünsche ich Ihnen viel Freude, egal wo!
Herzlich
Ihre Heike Bauer- Banzhaf