Ich habe mir sagen lassen, dass sich Gott auch über den Mund der Menschen äußern kann,wenn sich Gott beispielsweise auf den Schlips getreten fühlt. Da kommt etwa ein Mensch daher und hebt den sogenannten "Dudu-Finger" und sagt: Hey, lass das bitte bleiben!" Stimmt das? Oder spricht Gott nur aus Gebeten und den Worten der Bibel?
Liebe Gästin und Co,
ehrlich gesagt ist mir Ihre Fragestellung etwas verborgen geblieben. Spielen Sie etwa darauf an, dass es Menschen gibt, die Handlungshinweise damit begründen, dass Gott dieses oder jenes von einem anderen wolle? Dass Gott kein argumentatives Instrument für eine Pädagogik – gleich welcher Art – ist, dürfte sich doch inzwischen herumgesprochen haben, oder?
Womit ich etwas anfangen kann, ist die Frage in Ihrer Überschrift: „Kann Gott sprechen?“. Dass wir von Gott sagen, dass er sprechen könne, liegt darin begründet, dass wir Gott als allmächtig bekennen: Weil Gott die Sprache geschaffen hat, gibt es nichts an ihr, über das Gott nicht verfügen kann. Ich habe aber den Eindruck, Sie fragen eigentlich „Spricht Gott? Und wenn ja, wie?“.
Gebete und Worte der Bibel setzen Sie da fraglos voraus. Dabei ist doch zu bedenken, dass sich Gottes Wort immer „unter“ Menschenwort, also „mitten“ in unseren Worten, äußert. Wenn Menschen beten, können sie Gottes Antworten wahrnehmen. Im Lesen der Bibel können Menschen erfahren, wie Gott ist, was Gottes Wille ist. Vor allem in den biblischen Büchern der Propheten wird häufig erzählt, dass Gott Menschen Worte in den Mund legt, etwa hier: Jes 51,15. Dies ist eine Redeweise dafür, dass Gott sich von uns Menschen erkennen lassen will. Gott will, dass wir wissen, woran wir mit ihm sind. In diesem Sinne kann Gott sich durch alles äußern, was er geschaffen hat. Die theologische Tradition hat da unterschieden zwischen der Schöpfung selbst, durch die Gott weniger deutlich erkannt wird, und seiner Offenbarung in Jesus Christus, die Gott klar zeigen will.
Gott kann sich also durch den „Mund der Menschen“ äußern, etwa indem Menschen Ihnen etwas sagen, was für Sie zu einer lebensbestimmenden Wahrheit und Gewissheit wird. Ich wäre nur vorsichtig bei denen, die für sich beanspruchen, Gottes Wort im Munde zu führen.
Hellsichtiges Unterscheiden wünscht Ihnen
Ihre Friederike Erichsen-Wendt