Wer ist die Hure Babylon?

Gästin

Lieber Herr Pastor Muchlinsky,
wird dieses Callgirl unter dem Gesichtspunkt ihrer sexuellen Verfügbarkeit in der Bibel thematisiert?
Oder hat die oben genannte Bezeichnung etwas mit der babylonischen Sprachverwirrung zu tun?

Liebe Gästin,

 

die "Hure Babylon" hat nichts mit Sex zu tun und auch nichts mit dem Turmbau aus Genesis 11. Sie ist vielmehr ein Bild aus der Apokalypse des Johannes, dem letzten Buch in der Bibel. Dort wird ein Satz des Propheten Ezechiel (oder Hesekiel) aufgenommen, bei dem es heißt: "Und die Söhne Babels kamen zu ihr, um bei ihr zu schlafen, und machten sie unrein mit ihrer Hurerei, und sie machte sich unrein mit ihnen, bis sie ihrer müde wurde." (Hes 23,17) Babylon ist das Sinnbild für die große Unterdrückung zur Zeit des Alten Testaments, in der das Volk Israel zu großen Teilen nach Babylon deportiert wurde (597 bis 539 v.Chr.). Das Großreich Babylon wurde von den Persern besiegt, die Israel die Rückkehr in ihr Land und den Wiederaufbau des Tempels ermöglichten.

Dieses Bild bot sich dem Seher Johannes an, der in der Zeit der Christenverfolgung durch das römische Reich erlebte. So wie Babylon unterging, wird es auch Rom ergehen. Johannes erwähnt Rom nicht wörtlich, sondern benutzt den Begriff der "Hure Babylon" in der Hoffnung, dass seine Leserinnen und Leser schon wissen, wer damit gemeint ist. Er schreibt:  "Und ein zweiter Engel folgte, der sprach: Sie ist gefallen, sie ist gefallen, Babylon, die große Stadt; denn sie hat mit dem Zorneswein ihrer Hurerei getränkt alle Völker." (Offb 14,8)

Die Offenbarung ist voll von Bildern, die den letzten Kampf Gottes gegen das Böse beschreiben. Nach Beschreibungen eines unendlich scheinenden Leides, kommt es schließlich zum Sieg Gottes und dazu, dass er mit den Seinen zusammen in seinem ewigen Reich lebt. Einige der Bilder, die Johannes benutzt, können wir heute noch entschlüsseln, andere sind kaum noch verständlich. As geblieben ist, ist die Hoffnung darauf, dass es am Ende gut wird mit uns und Gott.

 

Mit freundlichen Grüßen

Frank Muchlinsky