Oma gestorben

Volker

Hallo Pastor Muchlinksy, ich bin 30 Jahre alt und am 13.02.2015 ist meine geliebte Großmutter nach einem Schlaganfall, den sie Ende Oktober 2014 erlitten hat, friedlich eingeschlafen. Für sie war es auf jeden Fall eine Erlösung. Als "Oberhaup" und Mittelpunk unserer Familie war es für sie das Schlimste, dass sie sich nicht mehr mitteilen konnte und 24 Stunden am Tag ans Bett gefesselt war. Sie wurde 83 Jahre alt. Am Anfang der "Krankheit" konnte ich sie noch besuchen, doch mit jedem Tag wurde mir der Gang ins Krankenhaus und in die Pflegeheime schwerer. Ich konnte und wollte die Frau, die mich 30 Jahre lang versorgt hatte (lebte im Erdgeschoss meines Elternhauses, somit fast jeden Tag gesehen) in diesem Zustand nicht sehen. Für mich war sie zeitlebens ein Fels in der Brandung, der niemals brechen sollte. Es zerriss mir das Herz - und ihr zerriss es das Herz, mich so trauern zu sehen. Das konnte ich an ihren Blicken und Gesten ablesen. Wir hatten eine tiefe Bindung. Ich wollte sie am 14.02. besuchen, doch wie oben bereits geschrieben starb sie am 13.02. Nun plagt mich mein Gewissen und meine Trauer. Ich wollte mich von ihr verabschieden und ihr noch einige Dinge sagen. Meine Mutter war am Vorabend ihrer Erlösung noch bei ihr und konnte ihr alles sagen, was ihr auf dem Herzen lag. Für meine Mutter möchte ich stark sein, da sie selbst auf dem Zahnfleisch daher geht. Die Monate der Pflege und täglichen Besuche haben sehr an ihr gezehrt. Als uns die schlimme Nachricht erreichte hat es ihr (wohl wissend welch Erlösung es doch im Grunde ist) buchstäblich den Boden unter den Füssen weggezogen. Dazu muss ich sagen, dass ich die letzten Jahre nicht sehr gläubig war doch seit Freitag suche ich mehr und mehr nach Antworten im Glauben und bei Gott. Vielleicht können Sie mir ja ein paar "Tipps" geben, wie ich mit dieser Situation umgehen kann...viele Dank!

Lieber Fragesteller,


erlauben Sie mir, dass ich Ihnen anstelle meines Kollegen schreibe. Sie erleben, dass der Tod Ihrer Großmutter – obwohl Sie ja eigentlich wissen, dass er zu einer erwartbaren Lebenszeit und auch nicht ganz plötzlich kommt - doch in Ihr Leben und mindestens auch das Ihrer Mutter „einbricht“. Für Menschen, die so lange das Leben miteinander teilen und durch so Vieles verbunden sind, kann es nicht anders sein. Da ist es nicht leicht mitzuerleben, wie ein Mensch sich verändert, Kräfte verliert, ohne dass Sie viel tun können, um diese Situation zu erleichtern. Und immer bleibt auch noch etwas zu sagen – was am Ende offen bleibt. Denn mit dem Tod ist ja die Verbindung zwischen Ihnen nicht abgerissen, obwohl Ihre Großmutter eben „nicht mehr da“ ist. Möglicherweise kann es Ihnen helfen, in der Trauerfeier für Ihre Oma diese Themen zu platzieren, gewiss kann dort auch ein Ort sein, den widersprüchlichen Gefühlen, die Ihre Mutter und Sie derzeit beschäftigen, Raum zu geben. Vielleicht gibt das Trauergespräch oder auch eine spätere Situation Gelegenheit, dass Ihre Mutter und Sie sich einfach einmal zuhören können, wie Sie jeweils die jetzige Situation erleben. Gewiss erfahren Sie voneinander Dinge, die es Ihnen erleichtern, einander zu verstehen und genauer zu wissen, wie es gut ist, in dieser Situation miteinander umzugehen. Und fragen Sie doch Ihren Pfarrer oder Ihre Pfarrerin, ob es in der Kirchengemeinde oder Ihrer Region Angebote der evangelischen Kirche gibt, wo Sie sich mit Anderen in ähnlichen Situation austauschen können.

Eine segensreiche Zeit wünsche Ihnen
Ihre Friederike Erichsen-Wendt, Pfrin.   
 

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