Wie viele Sünden verzeiht Gott mir?

Bitte Unbekannt

Hallo,

Ich habe ein Problem und zwar , ich habe in letzter Zeit immer die gleiche Sünde getan und habe  immer wieder um Gnade gebettelt. Es war jedesmal dasselbe. Ich bekam darauf hin Träume von der Entrückung. Danach habe ich es gelassen und habe diese Sünde nicht mehr getan, bis heute...

Heute nämlich habe ich es schon wieder getan . Ich habe Angst, dass Gott mir das nicht mehr verzeiht und ich nicht ins Buch des Lebens geschrieben bin . Ich habe Angst, dass Gott mich verlassen hat und böse auf mich ist . Außerdem habe ich Angst, dass ich nicht gut genug bin für ihn , also dass ich mehr für ihn tun könnte. Aber ich wüsste nicht wie . Ich möchte auf gar keinen Fall in die Hölle! Ich möchte tun, was Gott möchte . Aber ich mache so viele Fehler und das immer wieder , meistens auch dasselbe . Wie z.B.: Ich weiß nicht, ob ich als Christ einen Freund haben darf . Ich möchte es bitte wissen , denn wenn der Herr kommt, ist wahrscheinlich die Gnadenzeit vorbei . Ich möchte vorbereitet sein. Manchmal weine ich, weil ich Angst habe, dass Gott mich in die Hölle schickt . Bitte helfen Sie mir.

Liebe Fragenstellerin, lieber Fragensteller!

 

Die Frage nach Sünde und Vergebung ist schon uralt. Schon ganz zu Anfang der Bibel lesen wir von der Sünde der Menschen: Die Geschichte vom Sündenfall lesen Sie in 1. Mose 3. Es gab unzählige Menschen, die sich genau wie Sie gequält haben – Hat Gott mich auch lieb, wenn ich immer wieder Fehler mache? Was kann ich tun, um mich mit Gott zu versöhnen? Wie entgehe ich der Hölle? Auch Martin Luther hat über diese Fragen nachgedacht. Wir sprechen heute von der „Rechtfertigungslehre“, die Luther entwickelt hat und die für den evangelischen Glauben maßgeblich ist.

 

Die Rechtfertigungslehre beschreibt, wie der Mensch in der Lage ist, dem Anspruch, den Gott an ihn stellt, gerecht zu werden. Zusammengefasst sieht das in etwas so aus:

1.       Wir sind bedingungslos durch Gott angenommen (sola gratia = allein durch Gnade). Die Gnade ist ein Geschenk Gottes, dass wir nur empfangen können, wir können aber nichts dafür tun. Selbst die größte Sünde kann die Wirkung der Gnade nicht verhindern (Römer 5,20)

2.       Damit der Glaube wirken kann, muss der Mensch an Gott glauben (sola fide = allein durch Glauben). Weitere Bedingungen muss der Mensch nicht erfüllen.

3.       Allein die Schrift offenbart Gottes Gerechtigkeit (sola scriptura = allein durch die Schrift). Die biblischen Texte enthalten die Botschaft von Heilung, Rettung und Erlösung.

4.       Christus ist für unsere Sünden gestorben und ist der einzige Mittler zwischen Gott und dem Menschen (solus Christus = allein durch Christus).

 

Kein Mensch ist ohne Fehler. Jeder tut auch mal etwas Falsches. Man fühlt sich schuldig und hat Angst, den Ansprüchen Gottes nicht mehr zu genügen. Aber: Gottes Liebe ist unendlich groß, keine menschliche Verfehlung kann sie zerstören. Bei Gott können Sie alles abladen, was Sie belastet. Ich vergleiche das gerne mit der Liebe einer Mutter zu ihrem Kind. Im Übrigen gehen wir im evangelischen Glauben davon aus, dass der Mensch aus seinem Glauben heraus Gutes tut. Dass heißt, wenn wir die Liebe Gottes erfahren, dann geben wir sie weiter. Allerdings stehen wir Gott mal näher und mal sind wir weiter von ihm entfernt. Das ist normal, versuchen Sie Gott einfach wieder ein Stückchen näher zu kommen. Und das haben Sie bereits getan, indem Sie Ihre Fehler erkannt haben.

 

Die evangelische Kirche führt keine Sündenlisten. Jeder Christ handelt alleine nach seinem Gewissen, somit ist es natürlich auch nicht verboten, einen Freund zu haben. Jeder darf so leben, wie er möchte, solange man weder sich selbst noch anderen Schaden zufügt. Ich finde das Doppelgebot der Liebe ist eine gute Richtschnur für christliches Leben: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt und von allen deinen Kräften. Das andere ist dies: Du sollst deinen Nächsten lieben, wie dich selbst“ (Markus 12,30-31).

 

Vielleicht hilft es Ihnen zu beten. Unterhalten Sie sich mit Gott. Laden Sie Ihre Sorgen gerne bei ihm ab. Wenn Sie nicht selber formulieren möchten, dann versuchen Sie gerne das Vater unser.

 

Eine Frage zur Rechtfertigungslehre hat mein Kollege Frank Muchlinsky auch schon mal beantwortet. Eventuell hilft das weiter?

 

Ich hoffe sehr, dass ich Ihnen weiterhelfen konnte.

 

Herzliche Grüße

Stefanie Keller