Hallo, im englischen Sprachraum ist die (Selbst)bezeichnung als Lutheran scheinbar recht üblich. Wie sieht es im deutschen aus, "evangelisch-lutherischer Christ" ist manchmal doch etwas sperrig. Oder ist es verpönt?
Viele Grüße
Peter
Lieber Peter,
dass man sich beispielsweise in den USA selbst als "Lutheran" bezeichnet, wenn man nach der Glaubenszugehörigkeit gefragt wird, liegt zum einen daran, dass dort die anderen Denominationen viel mehr Bedeutung und Einfluss haben als bei uns in Deutschland. Wenn man bei uns sagt, man sei evangelisch, so reicht das in der Regel aus. Meist interessiert die Fragenden nur, ob man evangelischen oder katholischen Bekenntnisses ist. Unsere Landeskirchen teilen sich ja vorwiegend in Lutherische und Unierte Landeskirchen auf. Den Vertreterinnen und Vertretern dieser Landeskirchen ist die Unterscheidung meist auch wichtig, doch für die einzelnen Gemeindeglieder spielt das häufig überhaupt keine Rolle mehr.
In Amerika habe ich erlebt, dass man außerdem viel neugieriger ist, was den Glauben einer Person angeht, der man gerade zum ersten Mal begegnet. Bei einem Besuch in Florida stellte ich fest, dass eine der ersten Fragen ist, zu welcher Kirche man gehöre. Bei der Antwort "Protestant" hätten die Leute vermutlich verwirrt geschaut und dann gesagt: "Ja, klar, aber welche Kirche?" Bei meiner Antwort "Lutheran" schauten sie meistens freundlich und irgendwie verständnisvoll.
In Deutschland fragt man selten bei der ersten Begegnung nach der Kirchenzugehörigkeit, und wenn man doch einmal gefragt wird, stellt man sich nicht als "Lutheraner" vor, es sei denn man trifft auf jemanden, von dem man ahnen kann, dass er es genauer wissen möchte.
Herzliche Grüße
Frank Muchlinsky