Warum wird der Name Gottes in der Bibel mit HERR wiedergegeben?

Chris
Jahwe ist einer von Gottes Namen in der Bibel
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Ich möchte gern wissen warum der Name Gottes in unserer Bibel durch die Anrede "Herr" ersetzt wurde, und wie lautet ER? Dann interessiert mich noch eines aus Genesis 3:15 " Und ich will Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau und zwischen deinem Samen und ihrem Samen; er wird dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen". - zwischen wem wird hier Feindschaft gesetzt? Danke für Antworten im Voraus

Lieber Chris, das sind ja spannende Fragen, mit denen Sie sich beschäftigen!

Tatsächlich finden wir in den biblischen Texten häufig die Anrede "Herr" für Gott. In sehr frühen Zeiten, als die Religion des Volkes Israel sich innerhalb eines polytheistischen Umfelds entwickelt hatte, war es üblich, Gotteiten mit einem Eigennamen zu versehen, um sie voneinander unterscheiden zu können. Der Gott Judas und Israels trug den Namen Jahwe, oder auch JHWH. Wahrscheinlich, so denken viele Forscher, ist dieser Name auf das hebräische Verb "hjh" (haja) , das sein, werden bedeutet, zurückzuführen. Eine biblische Stelle, die darauf verweist ist Ex 3,15, wo Gott spricht: "Ich werde sein, der ich sein werde".

Außerdem gibt es aber noch weitere "Namen" oder Bezeichnungen für Gott, zum Beispiel "El", oder "Elohim" das heißt einfach nur "Gottt", oder "El Shaddai", das so etwas bedeutet wie "der Allmächtige".

Als das Bewusstsein dafür gewachsen war, dass es nur einen einzigen Gott gibt, wurde es offenbar als weniger bedeutsam angesehen, Gott einen Eigennamen zu geben, deshalb wurde seit der Zeit des frühen Judentums der Name Gottes nicht mehr ausgesprochen, bzw. nur noch von Priestern an besonders hohen Feiertagen wie dem Versöhnungstag in einem rituellen Kontext gebraucht. Stattdessen ersetzte das hebräische Wort "Adonai" , was "Herr" bedeutet, die Aussprache des Eigennamens. In der griechischen Übersetzung der alttestamentlichen Texte wird Gott dann als "Kyrios", das heißt "Herr" bezeihnet und im neuen Testament meistens als "Theos", das ist das griechische Wort für "Gott".

Die Frage nach den Namen Gottes berührt komplizierte religionsgeschichtliche Entwicklungen und ich kann Sie Ihnen an dieser Stelle nur recht knapp beantworten, hoffe aber, dass ich Ihnen ein bisschen weiterhelfen konnte. Wenn Sie noch genauere Informationen suchen, schauen Sie doch mal hier.

Zu Ihrer zweiten Frage: Sie beziehen sich auf einen Vers aus der sogenannten Urgeschichte, bzw. der Erzählung des sogenannten "Sündenfalls". Auf der Ebene des Textes ist es erstmal so zu verstehen, dass hier Feindschaft zwischen der Frau, bzw den Menschen und der Schlange gesetzt wird. Wie allerdings dieser Satz zu interpretieren ist, darüber haben sich viele Theologen über die Jahrhunderte Gedanken gemacht und es gibt keine ganz eindeutige Antwort. Eine verbreitete Deutung ist, dass die Schlange hier stellvertretend für die Macht des Bösen steht, mit der sich die Menschen zeitlebens immer wieder auseinandersetzen müssen, ja, sich gegen sie zur Wehr setzen. ("Samen" steht dann für "Nachkommen", also die Nachkommen der Schlange/des Bösen befinden sich in fortwährender Feindschaft mit den Nachkommen der Frau, den Menschen) Man kann den Vers also so verstehen, dass hier das fortwährende Ringen des Menschen mit dem Bösen angedeutet wird, ein Kampf, der oft unentschieden ausgeht: Der Mensch kann der Schlange zwar den Kopf zertreten, sie kann ihn aber auch in die Ferse stechen.

Darüber hinaus gibt es aber noch weiterführende Interpretationsmöglichkeiten für diesen interessanten biblischen Vers. Er ist zum Beispiel auch als "Protoevangelium", also "erstes Evangelium", erste frohe Botschaft verstanden worden, weil man in ihm die Botschaft eines dauerhaften Sieges des Guten über das Böse zu erkennen meinte. Wenn Sie noch tiefer in die Thematik einsteigen wollen, dann schauen Sie doch mal hier.

Ich hoffe, meine Antwort konnte Sie ein bisschen weiterbringen! ich wünsche Ihnen alles  Gute und weiterhin Freude am Erforschen biblischer "Rätsel".

Herzliche Grüße, Ihre Anna Scholz

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