Lieber Daniel,
Ihre Frage rührt mich an und ich frage mich, wie Sie auf diese Frage kommen. Gerade im Frühling, wenn die Schönheit der Schöpfung das Grau des Winters vertreibt, beantwortet unser Schöpfer Ihre Frage aus eigener Kraft. Gottes Schöpferwort spiegelt sich noch immer in der Schöpfung, er bewahrt sie, schenkt Wachstum und Gedeihen.
Die Bibel sagt mit Blick auf den Menschen: "Und Gott der Herr nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaute und bewahrte." (1. Mose 2,15) Da Gott der Schöpfer ist, mit seinem Wort alles, was vorher nicht da war, ins Leben ruft, will er das irdische Leben nicht einfach überschlagen und gleich zum Himmelreich übergehen. Ihre Frage richtet sich also an Gott. Gott antwortet und schließt einen Bund mit den Menschen: "Ich richte meinen Bund so mit euch auf, dass hinfort nicht mehr alles Fleisch ausgerottet werden soll durch die Wasser der Sintflut und hinfort keine Sintflut mehr kommen soll, die die Erde verderbe." (1. Mose 9,11)
Gott verbindet sich noch enger mit der Schöpfung und unserem - manchmal mühsamen - Diesseits und wird selbst Mensch. Jesus lässt sich mit Haut und Haar auf uns ein. Zweifellos ist das - wie Sie es treffend formulieren - ein Risiko. Gott überwindet Jesu Leid, er besteht im Risiko. Ich glaube fest, dass er unser menschliches Leid überwindet. Also nimmt Gott dieses Leben mit allen Risiken auf sich selbst, besteht in ihm und geht in das Himmelreich ein. Eine Abkürzung, an die Sie denken, nimmt nicht einmal Gott für sich selbst in Anspruch.
Unser Erdenleben ist dem Himmel vielleicht deutlich näher als man oft denkt. Jesus sagt das so: "Geht und predigt und sprecht: Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen. Macht Kranke gesund, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt Dämonen aus." (Matthäus 10,7+8) Menschen, die Jesus begegnen, seine Jüngerinnen und Jüngern, die das lebendige Wort Gottes hören, die seine Liebe und Barmherzigkeit spüren, erleben: Jetzt, genau heute, bricht dieses Himmelreich an. Es öffnet sich - manchmal spürbar - in unser Heute hinein.
Ihre Frage berührt mich, weil unser Menschenleben, das Sie und mich verbindet, so reich ist und jetzt im Mai mit Händen zu greifen ist, dass Gott es erschafft, erhält, erneuert und seinen Himmel und die Erde schon heute enger verbindet, als Sie und ich es wissen.
Ihnen wünsche ich alles Gute, Ihr Henning Kiene