Warum finden die irrsinnigen "Theorien" der Corona-Leugner in freien Gemeinden so großen Anklang?
Liebe Frau Kohn,
herzlichen Dank für Ihre Frage. Zunächst mal erscheint es mir wichtig, nicht alle Freikirchen pauschal zu verurteilen. Zunächst mal haben wir es dabei mit einem Sammelbegriff zu tun, unter dem sehr unterschiedliche Glaubensgemeinschaften gefasst werden. Sie alle vereinigt, dass sie unabhängig von den großen Volkskirchen sind.
Ich nehme an, mit ihrer Frage spielen Sie auf die Reihe von Corona-Infektionen an, die im Rahmen von einzelnen freikirchlichen Gottesdiensten entstanden sind. Viele freikirchliche Gemeinden haben Hygienekonzepte umgesetzt und beteiligen sich an der gesamtgesellschaftlichen Aufgabe der Vermeidung von Infektionen mit SARS-Cov-2 genauso wie es die großen Kirchen tun. In einigen freikirchlichen Gemeinden kam es allerdings zu Ansteckungen bei Gottesdiensten, so beispielsweise in Pfingstkirchen, bei Mennoniten und bei Evangeliums-Christen.
Die Gründe, die sich für diese Vorfälle vermuten lassen, sind vielgestaltig. Diese Gottesdienste versammeln oft Menschen aus verschiedenen Regionen. Zudem sind sie nicht selten eingebettet in soziale settings und es wird nach dem Gottesdienst z. B. noch miteinander gegessen. Diese Zusammenkünfte haben für diese Gläubigen hohe Relevanz um miteinander Gemeinde zu leben. Vielleicht liegt darunter also gar nicht immer das Leugnen des Corona-Virus, sondern manchmal eher das große Gewicht, das dem Zusammenkommen im Gottesdienst beigemessen wird. Trotzdem bleibt dieses Verhalten natürlich problematisch.
Auch das Singen sowie körperliche Nähe bei Heilungsgebeten kann mitunter eine hohe Relevanz haben bei diesen Gottesdiensten. Beides erhöht die Gefahr von Ansteckungen.
Es kann aber in der Tat auch eine ideologische Haltung dazukommen. In den Pfingstkirchen bsw. wird die heilende Kraft des Heiligen Geistes stark betont, was natürlich auch zu einem sorglosen Umgang mit der Pandemie führen kann, weil man sich ja in Gottes Hand geborgen weiß und meint, dies bedeute, dass das Virus einem nichts anhaben könne.
Letztelich wird es weiter darum gehen, dass wir auch unsere landeskirchlichen Angebote immer wieder prüfen im Hinblick auf ihre infektiologischen Auswirkungen und verantwortlich mit der Pandemie umgehen. Die Vorfälle in Freikirchen haben gezeigt, dass Gottesdienste viel Sorgsamkeit brauchen, um Ansteckungen zu vermeiden.
Herzliche Grüße,
Katharina Scholl