Liebe Andrea,
vielen Dank für Ihre offene und ehrliche Frage. Die Situation, die Sie beschreiben, ist sehr belastend. Zuzusehen, wie ein geliebter Mensch immer mehr von seiner Sucht getrieben wird, geradezu „gefangen“ ist, wie Sie es beschreiben, kann unerträglich sein.
Als Christen möchten, wollen und sollen wir helfen und Nächstenliebe üben. Aber wie in diesem Falle? Wo sollen wir anfangen, was können wir als Nahestehende, Angehörige oder Freunde tun, um diesen Menschen aus seiner Sucht zu helfen?
Menschen, die eine Suchterkrankung haben, folgen einer anderen Logik, werden von ihrer Not manchmal getrieben. Sie beschreiben die Person als aggressiv und wenig zugänglich. Sie haben Angst vor der Person und möchten ihr trotzdem helfen und sie weiter begleiten.
Zunächst einmal möchte ich Ihnen raten, auf sich selbst zu achten, sich nicht in Gefahr zu begeben und sich selbst zu schützen. Denn es bringt niemandem etwas, wenn Sie durch die Drogensucht eines anderen seelisch oder sogar physisch verletzt werden. Muten Sie sich selbst nicht zu viel zu. Das Gebot der Nächstenliebe ist immer auch an die Selbstliebe, also auch der Selbstfürsorge, gekoppelt. Das lehrt uns auch Jesus. (Mk 12,31)
Da Sie sich selbst am besten kennen, wissen Sie, was Ihnen in dieser Situation guttut. Auch möchte ich Ihnen dringend raten, sich Hilfe zu suchen, entweder bei Selbsthilfegruppen, oder auch bei professionellen Drogenberatungsstellen. Sie sind mit ihrem Problem nicht allein. Angebote gibt es beispielsweise vom Diakonischen Werk, Caritas oder dem Blauen Kreuz.
Ich hoffe Sie finden einen Weg für sich mit dieser Situation umzugehen. Ich wünsche Ihnen für Ihren Weg und für Ihren nahestehenden Menschen, dem Sie gerne helfen wollen, alles Gute und Gottes Beistand.
Herzlichst Ihr
Philipp Raekow