Hallo und vielen Dank für Ihre Arbeit und die vielen Antworten hier!
Ich glaube an Gott und die Auferstehung Jesu, bin mit ganzem Herzen auf der Suche und möchte Jesus nachfolgen. Mich beschäftigt, dass mein Mann maximal ein Feiertagschrist ist. Zwar hatte er sich eine kirchliche Trauung und die Taufe unserer beiden Kinder gewünscht, und war da die treibende Kraft. Ich kam erst später zum „echten“ Glauben, dann aber richtig. Er hat die kirchlichen Rituale wohl nur gemacht, „weil man das so macht“. Ich finde das so schade, weil ich gern den Glauben zu Hause aussprechen würde und Jesus in der Mitte unserer Familie haben möchte. Aber ich glaube das schreckt meinen Mann eher ab. Er blendet das Thema eigentlich komplett aus. Ich bin gar nicht so fromm, würde aber schon gern meinen Kindern den Glauben mitgeben und sie zum Beispiel ermutigen, mit Gott zu sprechen usw. Aber die konservative Haltung meines Mannes hält mich davon ab. Auch möchte ich nicht, dass er meint, ich wolle ihn bekehren oder so (auch wenn es mein größter Wunsch ist, dass er zu einem echten Glauben findet). Ich stehe sozusagen zwischen den Stühlen (Gott - mein Mann) und weiß nicht, wie ich damit umgehen soll.
Herzlichen Dank für eine Antwort.
Liebe Mirja,
danke für die liebe Rückmeldung und die Frage! Wie Ihnen geht es leider vielen Menschen. Das liegt daran, dass es in unserer Gesellschaft nichts gibt, über das man mit mehr Hemmungen spricht als den eigenen Glauben. Gerade in einer Partnerschaft wird man über viele Dinge einfacher ins Gespräch kommen als über den Glauben. Man kann es ja auch so gut vermeiden. Bei anderen Themen, wie zum Beispiel Sex, führt es schneller zur Katastrophe, wenn man darüber nicht redet. Das Thema Glauben kann man leichter unter dem Deckel halten.
Allerdings ist es wie mit allen Dingen, die man unter dem Deckel hält: Irgendwann wird der Druck so stark, dass im schlimmsten Fall alles in die Luft geht. Ihr Glaube ist Ihnen sehr wichtig. So wichtig, dass Sie ihn teilen möchten, nicht nur in einer Gemeinde, sondern auch in Ihrer Familie. Ich kann mir vorstellen, dass Ihr Mann bereits bemerkt hat, was Ihnen Ihr Glaube bedeutet, und in der Tat kann es sein, dass er befürchtet, dass Sie hier Ansprüche an ihn stellen könnten, die er nicht erfüllen möchte.
Sie schreiben, dass Sie mehrere "Ziele" haben: Zum einen möchten Sie Ihren Glauben in der Familie leben. Sie möchten "Jesus in Ihrer Mitte haben", wie Sie schreiben. Als größten Wunsch oder Maximalziel formulieren Sie, dass auch Ihr Mann zu einem "echten Glauben" findet. Vielleicht können Sie damit anfangen sich klarzumachen, wo Ihr "Verhandlungsspielraum" liegt. Was ist das, was Sie vor allem möchten, und wo sagen Sie: "Nun, das wäre schön, muss aber nicht unbedingt sein?"
Und dann reden Sie miteinander! Suchen Sie sich einen Ort und einen Zeitpunkt aus, an dem Sie ungestört sind! Das ist nicht einfach, aber wichtig. Beginnen Sie das Gespräch damit, dass Sie erzählen, warum Ihnen selbst das Thema Glauben so viel bedeutet. Und dann erzählen Sie davon, was Sie sich wünschen. Machen Sie deutlich, dass Ihr Mann diese Wünsche nicht erfüllen muss! Es soll nur darum gehen, dass er verstehen kann, was Sie möchten. Lassen Sie ihn dann auch zu Wort kommen und davon erzählen, was der Glaube ihm bedeutet. Das wird für ihn vielleicht noch ungewohnter sein als für Sie, also seien Sie geduldig beim Zuhören und versuchen Sie, seine Sicht zu verstehen.
Und wenn Sie schließlich dazu kommen, erste Schritte zu planen, schauen Sie beide darauf, was tatsächlich für beide eine gute Maßnahme ist. Werden Sie möglichst konkret, denn das verhindert am besten, dass Sie einander missverstehen. Gemeinsame Tischgebete? Bibellektüre mit den Kindern? Wer? Wann? Wie oft? Kirchenbesuche? Ich denke, dass Sie selbst am besten wissen, was Sie sich konkret wünschen.
Wichtig bei all dem ist, dass Sie dadurch nicht versuchen, Ihren Mann zu bekehren. Es geht darum, dass Sie das Thema auf den Tisch bringen und darüber ins Gespräch kommen. Es hängt nicht an Ihnen, wie viel Jesus Ihrem Mann bedeutet! Es hängt aber an Ihnen, dass Sie sagen, dass Sie Jesus in ihrem Alltag gern mehr Raum geben möchten.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen ein paar hilfreiche Anregungen geben.
Alles Gute!
Frank Muchlinsky
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