Mein Enkel verweigert sie Konfirmation - was soll ich tun?

bernd
Unser Enkel möchte nicht zur Konfirmation, was nun? Folgen? MfG Bernd

Lieber Bernd,

ja, was nun? Das frage ich mich auch. Das ist ja die Frage eines - ich vermute - besorgten Großvaters. Warum verblassen gute Traditionen, die vor wenigen Jahrzehnten noch unhinterfragt gelebt worden sind? Gerade ein so schönes Fest wie die Konfirmation mit Momenten, die an Innigkeit nicht zu überbieten sind, wünscht man seinem Enkel. Konfirmation heißt: Im Mittelpunkt stehen, sich bekennen, Segen empfangen, Mut schöpfen und von der Familie gefeiert werden. Ich lese Ratlosigkeit in Ihrer Frage: Warum will mein Enkel das alles nicht? Warum will es sich nicht zu seiner Taufe bekennen? Und dann frage ich, was mag in Ihren Enkel vorgehen? Es geht Ihnen ja um dieses Kind, dessen Bedürfnisse, dessen Seelenheil. Ihr Enkel steht an der Schwelle zum Erwachsenwerden. Weichen sind gestellt, Werte und Überzeugungen bilden sich heraus, ich bin mir sicher, dass Eltern und Paten mit Ihrem Enkel im Gespräch sind. Und für die gilt: Traditionen, das Wohl der Institution Kirche, treten in den Hintergrund, wenn es um das Wohl des Kindes, Ihres Enkelkindes geht. Wichtig wäre ein Blick in das Innere Ihres Enkels. Also bleibt die Frage: "Was ist meinem Enkelkind wichtig?" 

Sie merken, dass ich spekuliere. Bitte sprechen Sie zuerst mit den Eltern, Ihrem Kind und Schwiegerkind. Vielleicht sind die es, die Ihr Enkelkind nicht zum Konfirmandenunterricht anmelden. Sie könnten auch darauf hinweisen, dass Nachbarkirchengemeinden vielleicht ein passenderes Konzept haben. Sie können auch auf eine der zahlreichen Segens- und Kasualagenturen der Kirche hinweisen, die Eltern Ihres Enkels können sich beraten lassen. Manchmal passen Kind und Kirchengemeinde nicht zusammen, es gibt Auswege. Manchmal passen der christliche Glaube und sie Lebenssituation nicht zusammen. 

Bitte sprechen Sie dann auch mit Ihrem Enkel. Behutsam, leise können Sie die Interessen erforschen. Vielleicht hat Ihr Enkel schlechte Erfahrungen mit der Kirche gemacht. Es kann Kinder bedrücken, wenn ihnen die Kirche vorschreiben will, was sie denken und tun sollen. Ich kenne ein Kind, das sich von der Kirche abwendet, dort soll sich jemand "queer feindlich" verhalten haben. Ich kenne viele Kinder, denen Sport wichtiger ist als Konfirmandenunterricht. Ich kenne auch ein Kind, das nicht glauben kann und will. Kinder sind autonome Menschen und handeln heutzutage selbstbewusster, sind freier und häufig auch selbstbewusster. Mich beeindruckt diese Generation, die viel mehr Autonomie erleben darf, als wir sie hatten. Wie sieht es in Ihrem Enkel aus? Ich bin mir sicher, dass neben dem Wunsch nach Freiheit immer auch das Bedürfnis wach bleibt, sich an einer höheren Instanz, also der Liebe Gottes, dem Glauben, einer unzerbrechlichen Hoffnung anzulehnen.  

Sie fragen nach den Folgen. Die Taufe bleibt mit allen Heilszusagen, die Gott Ihrem Enkel gegeben hat, uneingeschränkt gültig. Taufe ist ein Sakrament, von Jesus Christus eingesetzt, sie ist stärker als unser eigenes Bekenntnis. Gottes Zusagen sind grundsätzlich stärker als unsere Antworten auf seine Zusage. Das gilt auch für Ihr Enkelkind. Die Taufe ist drum auch grundsätzlich stärker als die Konfirmation. Gott ist uns Menschen treuer als wir Menschen es Gott gegenüber je sein können. 

Ihr Enkel kann sich jederzeit zum Konfirmandenunterricht anmelden. Es gibt an vielen Orten auch Kurse für Erwachsene. Und: Manchmal sind die aufgeschobenen Konfirmationen die innigsten Feste. 

Sie merken, dass ich Ihre Frage in viele Richtungen weitergesponnen habe und hoffe, dass ich  Ihnen ein wenig helfen konnte.

Ihr Pastor Henning Kiene 

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