Bei einem Blick in den evangelischen liturgischen Kalender ist mir aufgefallen, dass in der festlosen Zeit der Trinitätszeit ein rot markierter Gedenktag dazugekommen ist: Der Johannistag. Gibt es zu diesem Vorgang eine Rechtfertigungslehre?
Lieber Gast,
Der Johannistag ist nicht neu. Er wird als der Geburtstag von Johannes dem Täufer seit Jahrhunderten am 24. Juni gefeiert. Die evangelische Kirche hat diesen Tag in ihrem liturgischen Kalender fest verankert. Die liturgische Farbe ist übrigens weiß, auch wenn bei Ihnen im Kalender der Tag rot markiert ist.
Johannes der Täufer ist ja nach dem Lukasevangelium der Sohn einer Verwandten von Maria, der Mutter Jesu. Als Maria schwanger wird, ist ihre Verwandte Elisabeth mit ihrem Sohn gerade im sechsten Monat (Lukas 1,26-38). Daraus ergibt sich, dass Johannes genau ein halbes Jahr älter als Jesus gewesen sein muss, und daraus wiederum hat man – parallel zu Weihnachten – den Johannistag eben ein halbes Jahr vordatiert: 24.6. anstatt 24. bzw. 25.12.
Johannes gilt in der evangelischen wie in der katholischen Kirche als der direkte Vorläufer Jesu. Er hat ihn angekündigt und schließlich getauft. Darum gebührt ihm ein großer Festtag, selbst wenn der in der Regel nicht so groß gefeiert wird, wie es bei anderen Festen im Kirchenjahreskreis üblich ist.
Ich nehme an, mit Ihrer Frage, ob es dazu eine "Rechtfertigungslehre" gibt, meinten Sie, wie das Fest zu begründen ist? Die Rechfertigungslehre selbst gibt es nämlich nur einmal. Sie ist ein Kernstück des evangelischen Glaubens und besagt (ehr knapp gesagt), dass der Mensch allein durch Christus, allein durch Gnade und allein durch die Heilige Schrift gerechtfertigt wird. Aber das ist eine andere Geschichte, die nichts mit Johannes zu tun hat.
Herzliche Grüße
Frank Muchlinsky