Wer darf segnen? Was geschieht beim Segen?

Jörg Schäfer
Segen im Schulanfängergottesdienst
Foto: epd-bild/Jens Schulze
Pastor Harald Lemke segnet die Kinder im Schulanfängergottesdienst in der evangelischen Kirche Bennigsen in Springe bei Hannover.

Kann ein Pfarrer wirklich segnen. Ich dachte segnen kann nur Gott. Oder kann jedermann segnen? Was bewirkt der Segen? Ist diese Redewendung "sich unter den Segen Gottes zu stellen" nicht irgendwie eine fromme Floskel? Ist das genauso neutestamentlich wie alttestamentlich? Vielen Dank für Ihre Hilfe

Lieber Herr Schäfer,

 

danke für Ihre Fragen. Ich beantworte sie am besten Abschnittsweise:

 

„Kann ein Pfarrer wirklich segnen? Ich dachte segnen kann nur Gott.“

Sie haben recht: Segnen tut Gott, aber der Pfarrer bittet Gott, dass er seinen Segen schenken soll. Die einfachste Segensformel lautet: „Gott segne dich!“ Damit wird Gott gebeten, eine andere Person zu segnen. Wer diese Worte spricht, segnet also nicht selbst, sondern er oder sie bittet Gott, das zu tun.

 

„Oder kann jedermann segnen?“

Ja, in diesen Segensworten geschieht nichts, was nicht jeder Mensch machen könnte. Es ist wie ein Gebet, in dem man Gott für andere bittet. Das kann schließlich auch jeder Mensch tun, der an Gott glaubt.

 

„Was bewirkt der Segen?“

Es hat einen guten Grund, dass ein Segen meistens dann gesprochen wird, wenn man sich verabschiedet. Die Vorstellung dabei ist, dass man sich nun nicht mehr selbst um den Menschen kümmern kann, mit dem man gerade zusammen war. Darum bittet man Gott, er möge sich nun um diese Person kümmern.

 

„Ist diese Redewendung "sich unter den Segen Gottes zu stellen" nicht irgendwie eine fromme Floskel?“

Viele Formeln können zu Floskeln werden. Das merkt man zum Beispiel bei Abschiedsfloskeln wie „Tschüß“ oder „Bhüet di“. Tschüß lehnt sich an die Formel „Adieu“ an, die „zu Gott“ bedeutet. „Bhüet di“ heißt vollständig „Behüte dich Gott“. Sie sehen, all das sind Mini-Segensformeln. Die kann man in vollem Bewusstsein aussprechen, also als wirkliche Segenswünsche. Meistens werden sie allerdings als reine Freundlichkeitsfloskeln genutzt.

So ist es auch mit der Formulierung „sich unter den Segen Gottes stellen“. Mit diesen Worten wird zum Beispiel im Gottesdienst dazu aufgerufen, sich bitte zu erheben um den Segen zu empfangen. Wer diese Formulierung allzu oft gehört hat, kann sie als nichtssagend und floskelhaft empfinden.

 

Ist das genauso neutestamentlich wie alttestamentlich?

Es gibt durchaus Unterschiede darin, die das Wort Segen im Alten und im Neuen Testament genutzt wird. Wenn Sie das genau wissen möchten, empfehle ich Ihnen sehr die entsprechenden Artikel im Wissenschaftlichen Bibellexikon zu lesen. Hier sind die Links: Segen (AT) Segen (NT).

Allerdings wird Segen in der ganzen Bibel so verstanden, dass man Gott bittet, sich um einen Menschen zu kümmern, ihm gut zu tun. Vielleicht an dieser Stelle noch einmal ein Rückgriff auf die Frage „Was bewirkt Segen?“: Segen bewirkt, was Gebete und gute Wünsche bewirken: Wir hoffen darauf, dass es jemandem gut ergehen möge. Beim Segen geht es wie gesagt vor allem auch um Begleitung. Das heißt: Segen ist nichts Magisches. Es geht nicht darum, etwas heraufzubeschwören, sondern es geht darum, Gott um die Begleitung eines anderen Menschen zu bitten.

 

Ich hoffe, ich konnte Ihnen ein wenig weiterhelfen und erlaube mir sehr bewusst, Ihnen ein gesegnetes Wochenende zu wünschen.

Frank Muchlinsky

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