Himmel und Hölle: Würde uns Gott von geliebten Menschen trennen?

Svenja
Ein Weg führt zum Himmel ein Weg zur Hölle
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Lieber Herr Bezold,

in den letzten Tagen habe ich zunehmend Angst vor dem Tod bzw. sehe die Darstellung des christlichen Gottes durch viele Menschen als beängstigend. Viele reden davon, dass Christen in den Himmel kommen und die anderen sterben müssen (oder sogar in die Hölle kommen, da sie sich ja nicht für Gott entschieden haben), andere sagen, dass über alle geurteilt wird (und wenn man gut genug war, lebt man weiter), nur wenige glauben an Allversöhnung (dass Gott am Ende allen vergibt - eine für mich tolle Vorstellung, aber gibt's dafür Belege in der Bibel? Befürchte, dass das nur Wunschdenken ist). Je mehr ich mich informiere, desto verwirrter und hilfloser bin ich, insbesondere, da ich viele Menschen in meiner Umgebung habe, die ich sehr liebe und die aber nicht glauben (überzeugte Atheisten z.B.). Ich wünsche mir so sehr, mit diesen geliebten Menschen in der Ewigkeit in Gottes Frieden vereint sein zu können, und eine Zeit lang gelang es mir auch, darauf und auf Gottes grenzenlose Liebe zu vertrauen. Jetzt, da ich insbesondere online immer wieder lese, dass Ungläubigen der Himmel verwehrt wird bzw. dass eh alles für alle ungewiss ist, habe ich einfach nur Angst, in erster Linie um meine Lieben, die ich nicht verlieren möchte, und auch ein klein wenig um mich. Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie mir antworten.

Liebe Grüße Svenja

Liebe Svenja,

ich kann gut verstehen, dass Sie Angst vor dem Tod haben und nach Antworten suchen! Die Frage nach dem Tod geht uns alle an und beschäftigt viele Menschen. Ich finde es wichtig und zugleich mutig, dass Sie sich mit dem Tod beschäftigen und sich informieren. Um mit der Vorstellung des Todes fertig zu werden, müssen wir darüber reden. Das Problem ist, dass jeder Mensch im Laufe seines Lebens seine ganz eigene Vorstellung vom Tod und vom Leben nach dem Tod entwickelt. Je mehr Menschen man also nach dem Tod fragt, desto mehr vermeintliche Antworten erhält man. Glauben Sie also nicht alles, was man Ihnen erzählt und was Sie online lesen, sondern hören Sie auf Ihr Herz!

Die Bibel bietet eine ziemlich vielfältige Sammlung zu dieser Frage und kennt ganz verschiedene Bilder von dem, was nach dem Tod passiert. "Belege" bietet sie nicht. Manche Texte klingen optimistischer, andere können uns eher Angst machen. Deshalb muss man die Bibel auslegen. In meiner Auslegung ist die Bibel durchgehend von einer sehr hoffnungsvollen Grundbotschaft geprägt: Gott kümmert sich um jeden Menschen. Er hat sie als sein Ebenbild geschaffen und lässt keinen Menschen fallen. Auch nicht im Tod. Als einzigartiges Zeichen hat Gott Jesus von den Toten auferweckt. Die Liebe Gottes zu jedem Menschen ist größer als der Tod. Das ist die Hoffnung, die den christlichen Glauben ausmacht. Gott will den Menschen als sein Gegenüber und hält diese Beziehung auf ewig aufrecht. Besonders deutlich macht das Paulus in seinem Brief an die römische Gemeinde, die sicherlich auch Antworten auf die Frage nach dem Tod gesucht hat:

„Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch eine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.“ (Röm 8,38f.)

Paulus ist sich sicher. Für ihn ist sein eigener Tod wegen der Auferstehung Jesu Christi der größte Gewinn, weil Gott den Tod ein für alle Mal überwunden hat (1Kor 15,55) und er bei Gott sein wird.

Im Laufe der Geschichte haben sich ganz verschiedene Varianten dieser Hoffnung entwickelt. Die Hölle ist für mich persönlich ein eher unpassendes Bild. Wie Sie selbst merken, macht diese Vorstellung Angst und lässt den Gedanken zu, dass vermeintliche "Sünder" auf ewig von Gott/uns getrennt sind. Ich halte es an dieser Stelle ganz mit Martin Luther, der für sich erkannt hat, dass alle Menschen vor Gott zugleich Sünder und Gerechte sind. Wir alle machen Fehler und leben unser Leben in der Spannung von Schuld und Vergebung. Niemand hat sich den Himmel oder die Hölle verdient. Das irdische wie das ewige Leben geschieht allein aus Gnade, das ist für mich eine befreiende, evangelische Position. Ich glaube außerdem nicht, dass wir als Menschen beurteilen können, wer "richtig", "falsch" oder nicht glaubt. Wie Gott das Ganze sieht, weiß ich natürlich nicht. Ich hoffe aber darauf, dass die Liebe, die ich in diesem Leben z.B. mit meiner Familie erlebe, ein kleines Anzeichen dafür ist, wie die ewige göttliche Liebe aussieht. Ich hoffe auch darauf, dass das ewige Leben ein Leben in Gemeinschaft ist. Mit Gott und mit "der Gemeinschaft der Heiligen". Wie diese aussieht, lege ich vertrauensvoll in seine Hände.

Gott weiß um unsere Sorgen. Als Mensch ist er uns in Jesus begegnet und ist selbst gestorben. Da er selbst Todesangst erlitten hat, weiß er, was Angst vor dem Tod bedeutet. Gerade deshalb können wir uns aufgehoben fühlen bei ihm. Im Leben wie im Sterben. Ich wünsche Ihnen, dass Sie mit Ihren eigenen Zweifeln und Vorstellungen an diese Hoffnung anknüpfen können.

Herzliche Grüße

Helge Bezold

 

p.s. Hier gibt es noch ein spannendes Gespräch von Frank Muchlinsky und Claudius Grigat zum Thema "Jüngstes Gericht" zum Weiterdenken und Nachhören.

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