Ist Selbstbefriedigung mit Sex-Videos Sünde?
Lieber Faraj,
bevor ich auf Deine ganz konkrete Frage antworte, ein paar Gedanken dazu, was eigentlich Sünde im Christentum meint. Wir neigen im alltäglichen Sprachgebrauch oft dazu einzelne Handlungen oder Taten als Sünde zu bezeichnen. Vielmehr als einzelne Vergehen bezeichnet das Wort „Sünde“ aber einen ganz grundlegenden Zustand des Menschen: eine innere Haltung, die Abwendung und Trennung von Gott. In dieser Spannung stehen alle Menschen völlig unabhängig von dem, was sie tun oder lassen. Jeder Mensch erlebt hier und da diese Trennung von Gott und manchmal passiert es uns sogar, dass wir uns selbst mal für göttlich halten und Gott einen Augenblick lang ganz vergessen, weil wir meinen alles allein im Griff zu haben.
Selbst wenn Sünde in dieser Weise ganz grundlegend zum Menschsein dazu gehört, ist sie natürlich nicht völlig unabhängig von unseren Taten, denn oft sind es ja unsere Handlungen, die diese innere Haltung nach außen tragen. Für deine Frage ist diese kleine Vorrede jetzt wichtig, weil sich dann verstehen lässt, woran es hängt, wie man aus christlicher Perspektive auf das Thema Pornos und Selbstbefriedigung schaut.
Es geht darum zu fragen, ob sich in diesen Handlungen diese Trennung von Gott manifestieren könnte oder nicht.
Zunächst mal ist rein gar nichts gegen Selbstbefriedigung zu sagen und auch das Anschauen von Pornofilmen ist meiner Wahrnehmung nach nicht grundsätzlich problematisch. Allerdings erscheinen mir nicht wenige Pornofilme ein mehr als fragwürdiges Frauenbild zu vermitteln. So als sei die Frau nur dazu da dem Mann schöne Gefühle zu bescheren. Frauen werden dabei zu einem Objekt gemacht und erscheinen ganz wenig mit ihren eigenen Bedürfnissen und ihrer eigenen Sexualität. Für mich wird es an dieser Stelle problematisch und wenn bsw. Jemand dieses Frauenbild durch das Anschauen dieser Filme übernimmt und beginnt grundsätzlich so auf Frauen zu blicken, dann hat das für mich auch etwas mit der oben beschriebenen Trennung von Gott zu tun.
Wie so oft geht es vor allem darum, sich selbst im Hinblick auf seine Handlungen zu prüfen und darauf zu schauen, welche Auswirkungen sie auf unser Zusammenleben mit anderen Menschen und damit eben auch im Hinblick auf unsere Gottesbeziehung haben. Wenn Anderen oder uns selbst durch unsere Taten kein Schaden zukommt, sondern sie der Freude dienen, sehe ich darin kein Problem.
Herzlich
Katharina