Sehr geehrter Fragesteller,
Ihre Frage wirkt schon merkwürdig. Sie verbinden auch zwei Fragen in einer Frage. Es geht um den Austritt eines Pfarrers aus der Kirche. Natürlich ist das möglich, der Pfarrer geht auf das zuständige Amt in seiner Meldegemeinde und erklärt seinen Kirchenaustritt. Dass der Austritt eines Pfarrers in seiner Kirche unbemerkt bleibt, ist unwahrscheinlich. Ich gehe davon aus, dass es zu einer rechtlichen Auseinandersetzung kommen wird. Der Pfarrer wird aus dem Dienst entlassen werden und verliert alle Rechte und Pflichten, die mit dem Pfarrberuf verbunden sind. Nun die Antwort auf die zweite Frage, es geht ums Geld: Der Verlust der Versorgungsansprüche gehört dazu und steht nach dem Kirchenaustritt mindestens in Frage. Der Pfarrer wird sich bei der Rentenversicherung absichern müssen. Um zähem Ärger vorzubeugen, sollte der Pfarrer mit einer vorgesetzten Personen - die über kirchenjuristischen Sachverstand verfügt - rechtzeitig die rechtlichen Rahmen, die für diesen Fall gelten, absprechen. Einigungen sind ja immer besser, als gerichtliche Verfahren.
Ehrlich gesagt: Ich bin Pfarrer geworden und immer geblieben weil ich meinen Beruf liebe. Die Menschen, denen ich beruflich begegnet bin, suchten Orientierung, Trost und Ermutigung, und die Botschaften, die der Glaube bereit hält, weitet - gerade in Krisenzeiten - den Lebenshorizont. Ich empfinde es - auch im Ruhestand - als Privileg an dieser Nahtstelle zwischen dem Evangelium und der Lebenswelt unserer Zeit zu arbeiten. Warum sollte man das alles nicht mehr wollen? Hinter Ihrer Frage vermute ich eine grundlegende Lebenskrise oder eine tiefe Frustration. Jede Pfarrerin und jeder Pfarrer verdient - auch im Ruhestand - die nötige empathische und rechtlich eindeutige Unterstützung um solche Kriese zu durchzustehen. Es wäre gut, wenn der Pfarrer die beiden Fragen, die Sie hier stellen, mit zwei Vertrauensperson in seiner Kirche bespricht. Es geht um zwei Themen: Seelsorge für einen Pfarrer i.R. und es geht um die Pension, die auf dem Spiel steht.
Freundlich grüße ich Sie, Ihr Henning Kiene (Pastor im Ruhestand)