Guten Tag,
was ist eigentlich ein Sünder wie es in Psalm 1,1 steht. Da heißt es ja, man soll nichts mit Sündern zu tun haben. Mit was für Menschen soll ich dann nichts zu tun haben? Anderseits frage ich mich auch ob ich ein Sünder bin. Die Zeugen Jehovas haben ja ein klares Bild was ein Sünder ist und was nicht. Wenn ich die Bibel lese habe ich immer eine vorgefertigte Meinung, das mir die Zeugen Jehovas eingepflanzt haben. Ich will aber nun die Bibel etwas mehr objektiver sehen.
Vielen Dank schon mal im Voraus für die Antworten.
Viele Grüße
Leo
Lieber Leo,
vielen Dank für Deine Frage und schön, dass Du Dich auf den Weg begeben möchstest, diesen biblischen Text zu verstehen. Zunächst mal macht die Rede vom "Weg der Sünder" in Psalm 1 vorrangig Sinn durch die Gegenüberstellung zur beschriebenen "Lust am Gesetz des Herrn". Wie eine Überschrift für den ganzen Psalter stehen diese beiden Pole am Beginn des Buches.
Für mich wird hier so etwas wie die Grundspannung menschlichen Lebens beschrieben. Ich lebe immer zwischen diesen beiden Polen des Gegründet-Seins in Gott und der Gottferne, letzteres ist eben ein wichtiger Aspekt der Sünde. Interessant wird dieser Text also vor allem als eine Selbstbeschreibung und weniger als eine Fremdbeschreibung, nach der man andere als Sünder qualifizieren könnte. Eher geht es darum, sich selbst zu befragen, wo man sich gerade in seinem Leben zwischen diesen beiden Polen befindet.
Jesus ist ein gutes Beispiel dafür, dass man keine Berührungsängste mit Ausgestoßenen zu haben braucht. Es ist also nicht so, dass man sich krampfhaft von bestimmten Menschen fernhalten müsste, weil deren Sündhaftigkeit irgendwie abfärben würde. Manchmal brauchen ja diejenigen, die vieles falsch gemscht haben in ihrem Leben, ganz besonders die Zuwendung von anderen Menschen.
Du fragst Dich, ob Du selbst ein Sünder bist. Luther würde dazu beherzt ja sagen und Dir gleichzeitig sagen, dass das zum Menschsein einfach dazugehört. Sünde sind nicht in erster Linie eine Reihe schlechter Taten, sondern Sünde gehört ganz grundsätzlich zu unserem In-der-Welt-Sein. Wir stehen immer schon auf diesem schmalen Grad zwischen den beiden Polen, die Psalm 1 beschreibt. Wir stehen immer in der Gefahr, dass uns unsere Gottesbeziehung in gewisser Weise wegrutscht und wir meinen allles aus uns selbst heraus leisten zu können. Mehr als darum, das grundsätzlich zu vermeiden geht es darum in der Bewegung immer wieder neu in Beziehung zu kommen mit Gott. Die Psalmen können dazu serh gute Texte sein, die uns wieder einschwingen und in Verbindung bringen mit dem Grund, der uns trägt.
Ich hoffe, ich konnte Dir ein wenig weiterhelfen bei Deiner Frage und hoffe, dass Du weiter mit so viel Neugier mit biblischen Texten umgehst.
Herzlich
Katharina