Hallo und Grüß Gott an die Moderatoren!
Unsere Kirche bzw. Gotteshaus ist derzeit eine Groß-Baustelle, denn bald hat die Kirche einen runden Geburtstag und soll bis dahin ihre Schönheits-OP abgeschlossen haben.
In unserem Ort gibt es 3 evangelische und 2 katholische Kindertagesstätten. Diese pilgern nun in regelmäßigen Abständen zur Kirche, um mit den 3-6jährigen Kindern, samt den Erzieherinnen und dem Pfarrer, die Baufortschritte im Innern zu begutachten, als auch das Baustellen-Chaos kindgerecht und lehrreich zu erläutern. Gemäß dem neuen Orientierungsplan für Erziehung und Bildung des Landes Baden-Württemberg.
Ein magischer Anziehungspunkt ist natürlich für die Kinder der Taubenkotübersäte Glockenturm und die nach oben führenden schiefen Treppenstiegen mit Wackel Geländer. Diesen zu Besteigen ist das Allerhöchste für die 3-6jährigen. Das bestätigen auch die Eltern. Die Erzieherinnen passen auch gut auf, dass kein Kind in ein Loch im Boden fällt oder über ausgelegte Kabel oder Bretter stolpern.
Das allseits bekannte gelbe Baustellenschild "Betreten verboten-
Eltern haften für ihre Kinder" ist nicht vorhanden. 3-6jährige können in der Regel auch nicht lesen. Und für 20 Kinder sind auch 2 Aufsichtspersonen dabei, eine Fachkraft und eine Auszubildende. Und ein Studierter Geistlicher. Noch gebildeter geht`s eigentlich nicht!
Wenn nun die Kinder auf der Baustelle etwas demolieren oder kaputt machen, dann zahlt die Haftpflichtversicherung. Null Problemo!
Wenn die Kinder selbst zu Schaden kommen, kann es für den Bauherrn eng werden. Ob das rot/weiß/gestreifte Absperrband im Falle eines tödlichen Unglücks gereicht hätte, urteilt dann der Richter.
Wenn sich die Kinder auf einer kirchlichen Baustelle das Genick brechen, dann Gnade dir Gott!
Ich beabsichtige nun nicht, den Teufel an die Kirchenwand zu malen, aber ich glaube, dass es schon von allgemeinem Interesse sein könnte, wer eigentlich der Bauherr ist, wenn eine evangelische Kirche renoviert wird.
Hat nun der Baukoordinator eine gesetzliche Verpflichtung um für Sicherheit zu sorgen? Oder ausschließlich der Bauherr? Oder beide zusammen? Oder womöglich die evangelische Kirche Deutschlands oder gar das Bundesland Baden-Württemberg? Oder muss die Erzieherin in den Knast, wenn die Auszubildende nicht aufgepasst hat? Oder kann der Pfarrer juristisch und/oder kirchlich belangt werden? Womöglich seinen Arbeitsplatz verlieren, wenn ein 3-jähriges Kind z. B. einen Stromschlag erleidet? Oder einen Hörsturz, wenn die Glocken plötzlich bimmeln und das Kind steht direkt darunter? Ich will mir die 1000 Möglichkeiten gar nicht weiter ausmalen.
Soweit mir bekannt ist, darf der Bauherr nur selbst Koordinator sein, wenn er die entsprechende Ausbildung und Praxis hat! Ist das nun der Architekt?
Ein Meister vielleicht? Keine Ahnung!
Hat sich in diesem Punkt möglicherweise etwas verändert? Dürfen zwischenzeitlich in der Kirche auch Nicht-Fachkräfte die Bauleitung übernehmen? Vielleicht ein ehrenamtlicher Prädikant oder ein Hobby Handwerker? Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, da durften die Arbeiter nur mit Schutzhelm und Sicherheitsschuhen die Baustelle betreten. Heute habe ich nur Arbeiter in Birkenstockschuhen ohne Socken gesehen. Bei diesem traumhaften Frühlingswetter ist das auch verständlich, denke ich mal ganz flapsig.
Sonnige Grüsse von Pusteblume
Liebe Pusteblume,
auch diese Frage habe ich an die Abteilung für Rechtsfragen der EKD weitergeleitet. Auch hier hat Her Dr. Eibach freundlicherweise geantwortet. Leider fehlt es an der genauen Ortskenntnis, so dass Dr. Eibach nur folgende Antwort geben konnte:
Dr. Gerhard Eibach wrote: Ich denke, dass bei einer größeren Umbau-/Sanierungsarbeit ein Architekturbüro für die Bauaufsicht und Bauüberwachung eingeschaltet ist und damit für die Einhaltung der Sicherheitsstandards Verantwortung trägt. Welche Maßnahmen das konkret umfasst, richtet sich am konkreten Objekt aus und kann nur bei Ortskenntnis beurteilt werden. Daran fehlt es uns und liegt nicht in unserer Verantwortung.
Wenn Sie der Sache weiter nachgehen möchten, sollten Sie sich mit dem Kirchenvorstand und den Kita-Leitungen in Verbindung setzen.
Mit freundlichen Grüßen
Frank Muchlinsky