Sehr geehrte Damen und Herren!
In einer Gebetsstunde für den Frieden in einer katholischen Kirche begann die Leiterin und Vorbeterin das Gemeinsame Gebet mit den Worten:
„Du, meine Freundin Gott, ...“
Ich bete: „Vater Unser“, „Paster Noster“ und nicht „Mutter Unser“, „Mater Nostra“
Liebe Herr Wamsler,
es hat schon seinen Sinn, dass wir uns kein Bild von Gott machen sollen. Tun wir es doch, versehen wir Gott häufig mit Attributen, die eher menschlich als göttlich sind. Auf einmal bekommt Gott ein eindeutiges Aussehen, das einigen Menschen ähnlicher ist als anderen. Male ich Gott männlich und mit weißer Hautfarbe, werden sich Menschen mit anderer Hautfarbe und anderem Geschlecht zurecht diesem Bild fern fühlen. Unglücklicherweise gilt das auch für die Sprache. So ist die Anrede Gottes als „Vater“, die uns Jesus lehrt, einerseits wundervoll, denn sie drückt eine große Nähe und eine enge Beziehung aus. Andererseits kann es eben geschehen, dass wir Gott darum auf diese „Rolle“ festlegen. Dabei sollte uns immer klar sein, dass Gott sich nicht festlegen lässt.
Darum kann ich Ihnen zwar folgen, wenn Sie sagen, dass Sie das Vaterunser so beten, wie es Jesus lehrt - aber das muss ja nicht bedeuten, dass man Gott nicht anders ansprechen darf. Menschen, die die Nähe zu Gott eher spüren, wenn sie „Mutter“ oder „Freundin“ sagen, sollten das unbedingt tun. Sie sprechen auf diese Weise einen anderen Aspekt Gottes an, als den – sicherlich auch schönen – väterlichen.
Herzliche Grüße!
Frank Muchlinsky