Gebete für eine zerbrochene Partnerschaft

Wilmabiggi
Bild von Hochzeitspaar in Scherben
©Getty Images/iStockphoto/mactrunk

Mein Sohn hat sich von seiner Freundin getrennt, die wir sehr mögen. Ich betete immer für die beiden. Irgendwie habe ich den Eindruck, dass meine Gebete vergeblich sind.

Ich weiß einfach nicht mehr, wie und was ich beten soll. Wie weiß ich, dass Gott meine Gebete hört?

Soll ich aufhören, für die beiden zu beten? Wie erkenne ich Gottes Willen?
 

Liebe Wilmabiggi,

danke für die Frage! Ihr Gefühl teilen Sie mit vielen Menschen. Wenn wir zu Gott beten, dann wünschen wir uns, dass unser Anliegen erhört wird. Wir wünschen uns, dass in Erfüllung geht, worum wir Gott bitten. Wenn diese Erfüllung ausbleibt, haben wir das Gefühl, Gott hört uns nicht zu.
Ich habe für mich Folgendes gelernt: Gott verspricht uns, dass er unsere Gebete hört, dass er uns auch in den größten Sorgen nicht allein lässt. Dies Versprechen bedeutet aber nicht, dass Gott uns unsere Wünsche unbedingt erfüllt.

Ich stelle es mir so vor, wie in einer sehr guten Partnerschaft: Der eine Partner hat einen dringenden Wunsch und erzählt dem anderen davon. Muss dann der andere diesen Wunsch in jedem Fall erfüllen?

Nun, man könnte sagen, weil er oder sie den anderen liebt, muss der Wunsch auch erfüllt werden. Aber das wäre für die Partnerschaft gar nicht hilfreich. Schließlich haben beide Seiten ihre Wünsche und Vorstellungen. Wenn aber die eine dem anderen von ihrem Wunsch erzählt, so ist es vor allem wichtig, dass der andere von diesem Wunsch weiß und ihn wirklich versteht und – wenn es sein muss – sagt: „Ich kann verstehen, warum du dir das wünschst. Ich verstehe, warum dir das so wichtig ist. Ich möchte dir diesen Wunsch aber nicht erfüllen. Lass uns sehen, was stattdessen möglich ist.“
Das klingt vielleicht im ersten Moment „hart“, weil es enttäuscht. Aber der wichtige Punkt bei der Sache ist eben, dass der Partner damit auch sagt: „Ich höre dir zu. Ich verstehe dich, verstehe auch, dass Du traurig bist. Meine Liebe zu dir endet nicht, auch wenn ich deinen Wunsch nicht erfülle.“

Ich weiß nicht, ob es Gottes Wille ist, dass Ihr Sohn sich trennt oder ob es sein Wille ist, dass er mit seiner Freundin zusammen bleibt. Natürlich ist auch das Verhältnis zwischen Gott und Mensch ein anderes als das zweier gleichberechtigter, menschlicher Partner. Ich glaube aber, dass Gott Ihnen zuhört, wenn Sie ihm von Ihren Sorgen erzählen. Ich glaube darum auch, dass Ihre Gebete nicht vergeblich sind, weil Sie im Gebet Ihre Trauer über das Ende der Partnerschaft Ihres Sohnes ausdrücken können. Sie haben die Situation Ihres Sohnes Gott erzählt und sollten nun – als nächsten Schritt – Gott darum bitten, dass er beiden Menschen, die Ihnen am herz liegen (Ihr Sohn und dessen Freundin) beistehen möge. Und beten Sie für sich selbst, dass Gott Ihnen in Ihrer Trauer beistehe.

Und ein Weiteres möchte ich Ihnen gern raten: Erzählen Sie Ihrem Sohn von Ihrer Trauer und – das ist der springende Punkt – lassen Sie sich von ihm erzählen, warum er sich getrennt hat. Denn wenn Sie verstehen können, was seine Beweggründe waren, können Sie vielleicht eher verstehen, warum dies der richtige Weg gewesen sein könnte – vielleicht ein Weg, den letztlich auch Gott verstehen könnte.

Ich wünsche Ihnen alles Gute und grüße Sie herzlich
Frank Muchlinsky

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